Tschechische Sozialdemokraten feiern auf Moldauinsel ihren 130. Jahrestag

Jiří Paroubek (Foto: ČTK)

Die Tschechische Sozialdemokratische Partei hat Geburtstag: 130 Jahre hat sie bereits auf dem Buckel. Soviel Zeitgeschichte muss anständig begossen werden, dachten sich die Sozialdemokraten und feierten in Prag ihr Jubiläum.

Jiří Paroubek  (Foto: ČTK)
In der Gaststätte „U Kaštanu“ („Zur Kastanie“) versammelten sich am 7. April 1878 still und heimlich ein Dutzend Männer aus Böhmen, Mähren und Wien. Sie gründeten hier die Tschechoslawische Soziale Demokratische Arbeiterpartei. Heute heißt die Partei Tschechische Sozialdemokratische Partei (ČSSD). Ihr Vorsitzender ist Jiří Paroubek, der sich den einzigartigen Gründungsort folgendermaßen erklärt:

„Damals machte man Politik nur in Gaststätten. Es gab keine Parteizentralen oder Tagungssäle. Das war einfach die einzige Möglichkeit, eine politische Partei zu gründen.“

In ihrer langen Geschichte wechselten sich große Erfolge mit Verboten, Jahren der Verfolgung und sogar des Exils ab. 1989 nach der Samtenen Revolution gründete sich die Partei in der Tschechoslowakei neu. Seitdem hat die ČSSD viele Rollen auf der politischen Bühne gespielt: Zunächst war sie in der Opposition, dann im Regierungskabinett. Heute, 130 Jahre nach ihrer Gründung ist die ČSSD zweitgrößte Partei im Parlament - und erneut in der Opposition.

Jiří Paroubek  (Mitte) mit Gerhard Schröder und dem slowakischen Premier Robert Fico  (Foto: ČTK)
Am Mittwoch luden die Sozialdemokraten anlässlich ihres Jahrestags zu einem rauschenden Fest. Allerdings war Treffpunkt dieses Mal nicht „U Kaštanu“. Die Gästeliste hätte das Wirtshaus wohl mit Leichtigkeit gesprengt. Stattdessen vergnügten sich die tschechischen Sozialdemokraten auf der Moldauinsel Slovanský ostrov. Bei Speis und Trank, Violinenklängen und Operngesang waren viele sichtlich dankbar, Sozialdemokraten zu sein. Auch wenn das natürlich andere Gründe hat, wie Paroubek erzählt:

„Es ist eine Familientradition, auch mein Opa war Sozialdemokrat. Aber das war nicht der entscheindende Grund, warum ich 1989 bei der Wiedergründung der Sozialdemokratie ihr Mitglied wurde. Ich wollte immer für die Menschen, für ihren besseren Lebensstandard, für die Freiheit und Demokratie arbeiten.“

Unter die zahlreich erschienenen Gäste mischte sich auch ein deutscher Freund Paroubeks: Gerhard Schröder, seines Zeichens selbst Vollblut-Sozialdemokrat. Auch er gratulierte den tschechischen Sozialdemokraten zum Geburtstag.

„Mein Wunsch ist eindeutig: Sie sollen anknüpfen an die großen Erfolge der letzten Jahre. Es sind tschechische Sozialdemokraten gewesen, die den Weg ihres Landes zur Europäischen Union geebnet haben. Sie haben Wahlen vor sich. Nach den Umfragen, die ich kenne, werden sie glanzvoll abschneiden. Ich wünsche der Sozialdemokratie in Tschechien zum Geburtstag, dass alles in Erfüllung geht, was sie sich erhofft.“