Tschechische Stimmen zum griechischen Wahlergebnis

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Griechenland hat gewählt – und das Ergebnis wurde nicht nur in Deutschland spannend erwartet. Auch in der Tschechischen Republik beobachteten Politiker und politische Analysten den Wahlausgang. Denn obwohl Tschechien nicht Mitglied der Eurozone ist, hängt die Wirtschaft hierzulande stark vom Export nach Europa ab.

Václav Klaus  (Foto: ČTK)
Staatspräsident Václav Klaus griff Griechenland im September vergangenen Jahres scharf an. Damals tönte es von der Prager Burg, man könne nicht unter Zypressen sitzen und Ouzo trinken und gleichzeitig mit Deutschland in einer Währungsunion sein. Er erntete dafür scharfe Kritik und schwächte seine Aussagen später etwas ab. Vor der Parlamentswahl am vergangenen Sonntag äußerte sich der bekennende EU-Kritiker Klaus erneut:

„Die Vorstellung, ein Erfolg der so genannten pro-europäischen Griechen sei die Lösung, ist ein absoluter Irrtum. Der riesige Schuldenberg Griechenlands wird bleiben, die Rückzahlung wird durch die europäischen Hilfen nur verzögert. Griechenland braucht eine klare Lösung. Ich bin der Meinung, dass die Griechen diese Krise nicht verursacht haben, sondern Opfer der Eurozone sind.“

Karel Schwarzenberg  (Foto: ČTK)
Außenminister Karel Schwarzenberg sieht die Schuld weniger in grundlegenden Problemen der Eurozone verankert, als vielmehr bei den Politikern der bisher herrschenden Parteien:

„Wir können nicht einfach sagen, sie seien daran nicht schuld. Der einfache Grieche auf der Straße kann nichts dafür. Aber man muss zugeben, dass die Politiker, die an der Macht waren, sich einfach bedient haben. Die normalen Bürger hatten davon nicht sehr viel. Da haben einfach einige Sachen nicht gestimmt.“

Gewonnen hat die Wahl mit knapp 30 Prozent der Wählerstimmen die konservative Partei „Neo Dimokratia“. Damit geht der Auftrag der Regierungsbildung an eine europafreundliche Partei – allerdings auch an eine der Parteien, die die Krise mit zu verantworten haben.

Antonis Samaras  („Neo Dimokratia“). Foto: ČTK
Von den Kommentatoren und Analysten in Tschechien war in letzter Zeit häufig die Forderung zu hören, Griechenland solle aus der Eurozone austreten. Der Kommentator der renommierten Wochenzeitung „Respekt“´, Jan Macháček, sieht darin aber keinen Ausweg:

„Viele Ökonomen fordern einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Sie behaupten, nichts würde passieren, die Griechen würden zur Drachme zurückkehren und abwerten. Ich denke aber, das würde das Land in ein riesiges Chaos führen und darüber hinaus für die gesamte Eurozone negative Auswirkungen haben. Ich verstehe daher nicht, wie es im Interesse der Tschechischen Republik sein kann, das Chaos in der Eurozone noch zu verschärfen.“

Direkte wirtschaftliche Interessen habe die Tschechische Republik in Griechenland nur wenige, Probleme für Tschechien sieht Macháček eher in den Auswirkungen eines griechischen Austritts auf Deutschland:

„Kurz- und mittelfristig würde sich ein Austritt in einer sehr negativen wirtschaftlichen Entwicklung derjenigen Länder äußern, die bisher noch gesund sind, insbesondere für Deutschland. Da aber die Tschechische Republik mit der deutschen Wirtschaft sehr eng verknüpft ist, würde sich eine negative ökonomische Entwicklung in Deutschland auch sofort auf Tschechien auswirken.“

Die Prager Börse notierte am Montag zunächst im Plus. Europaweit ist die Zuversicht nach dem Wahlausgang aber bereits wieder verflogen.