Tschechische und deutsche Lehrer zur Weiterbildung in Theresienstadt

Bereits zum zwölften Mal treffen sich deutsche und tschechische Lehrer an einem Ort mit einer leidvollen Geschichte. In Terezín/Theresienstadt erfahren sie gemeinsam mehr über die Geschichte des Konzentrationslagers und den Holocaust. Es berichtet unsere freie Mitarbeiterin Karin Rolle.

Terezín/Theresienstadt steht für mehr als 140.000 Juden, die zwischen 1941 und 1944 von den Nationalsozialisten in das hier errichtete Konzentrationslager verschleppt wurden. Von ihnen fanden 35.000 infolge menschenunwürdiger Lebensbedingungen den Tod. Viele wurden weiter Richtung Osten verschleppt und starben in den Vernichtungslagern. Theresienstadt sollte als nationalsozialistisches Vorzeigeobjekt einer gelungenen Segregation gelten.

Diese Geschichte zu rekonstruieren und mehr über den Holocaust im Allgemeinen zu erfahren, ist das Ziel eines fünftägigen Seminars, zu dem sich in diesen Tagen vierzig deutsche und tschechische Lehrer in Theresienstadt zusammenfinden. Im Anschluss an das Seminar soll das Gelernte in ihre Schulen in Tschechien und Deutschland weitergetragen werden. Doch geht es bei der mittlerweile zwölften tschechisch - brandenburgischen Begegnung, die vom Pädagogischen Zentrum Ustí nad Labem/Aussig an der Elbe und dem Kultusministerium Brandenburg gefördert wird, nicht allein um die geschichtlichen Fakten, so Ludmila Chládková, die Leiterin der Bildungsabteilung der Gedenkstätte Theresienstadt:

"Ziel unseres zwölften tschechisch-brandenburgischen Treffens ist, dass sich die Lehrer anders kennen lernen und dass sie gegenseitig ihre Erfahrungen austauschen, wie man verschiedene Themen Schülern am besten vermitteln kann. Zu den Themen gehört natürlich die Geschichte des Ghettos Theresienstadt. Daneben wird es aber auch um so allgemeine Themen wie ein gemeinsames Zusammenleben und Toleranz gehen."

Die Lehrer beider Länder arbeiten gemeinsam in Gruppen, die jeweils aus drei deutschen und drei tschechischen Teilnehmern bestehen und die von deutschen und tschechischen Lektoren geleitet werden. Arbeitssprache ist Deutsch, da die meisten tschechischen Teilnehmer diese Sprache beherrschen. Bei Verständigungsschwierigkeiten sind Dolmetscher zur Hand.

Auf die Frage, warum offenbar viele Lehrer ein mangelndes Wissen über den Holocaust besitzen, antwortete Ludmila Chládková:

"Das hängt weniger mit einer schlechten Ausbildung zusammen, als einem schlechten Bildungskonzept. Hierzulande waren Informationen über den Holocaust nur schwer zugänglich. Mittlerweile hat sich diese Situation verbessert: Es gibt viele Veröffentlichungen über das Thema. Auch schreiben in den letzten Jahren immer mehr Studenten aus Aussig, Prag oder Budweis ihre Diplomarbeiten über das Konzentrationslager Theresienstadt."

An den Seminaren in Theresienstadt nahmen in den letzten fünf Jahren bereits über tausend Lehrer teil. Das nächste Seminar wird vom 1. bis 4. Oktober 2004 stattfinden.