Tschechischer Bergdienst wird 2005 als gemeinnützige Gesellschaft tätig

Die tschechische Bürgervereinigung Horská sluzba feiert in diesem Jahr das 70-jährige Jubiläum ihres Bestehens. Für die Mehrzahl der unzähligen Berg- und Skifreunde ist der hiesige Bergdienst, so die deutsche Übersetzung, daher schon zu einer wohl bekannten Selbstverständlichkeit geworden. Weniger selbstverständlich war jedoch bis dato stets die Finanzierung dieser Vereinigung und die damit gern in Anspruch genommene Leistung. Das soll sich ab dem 1. Januar nächsten Jahres grundsätzlich ändern. Wie und weshalb, dazu Näheres im folgenden Beitrag von Lothar Martin.

Am Mittwoch entschied die Prager Regierung, aus dem Staatshaushalt endlich die zweite Finanzspritze für den finanziell am Tropf hängenden Bergdienst locker zu machen. Es handelt sich um einen Betrag von 35 Millionen Kronen, der mit den bereits gezahlten 51 Millionen das diesjährige Jahresbudget von 86 Millionen Kronen (ca. 2,7 Millionen Euro) für die Bürgervereinigung ausmacht. "Dieses Geld kommt im letzten Augenblick, denn wir müssen umgehend mit den Vorkehrungen auf die bevorstehende Wintersaison beginnen", frohlockte mit gedämpfter Freude Bergdienstchef Jirí Brozek gegenüber der Nachrichtenagentur CTK. Seine Mannen, die in sieben Bergregionen Böhmens und Mährens - dem Riesen-, Iser-, Erz- und Adlergebirge, dem Böhmerwald, dem Altvatergebirge und den Beskiden - für ein hohes Maß an Schutz und Sicherheit sorgen, müssen nämlich bereits jetzt die Technik und Ausrüstung auf Vordermann bringen, um auch zu winterlichen Bedingungen Verletzte bergen und Skitouristen allseits helfen zu können. Dafür wird jede Krone gebraucht. Um aber die erforderlichen Mittel erhalten zu können, muss die Bürgervereinigung Jahr für Jahr aufwendige Anträge stellen, die von gleich drei Ministerien geprüft und langwierig bearbeitet werden. Ein Zustand, der sich ab dem 1. Januar kommenden Jahres endlich ändern soll. Denn neben der Bewilligung der zweiten Jahresrate hatte der Minister für regionale Entwicklung, Jirí Paroubek, am Mittwoch in Prag noch folgendes zu verkünden:

"Es wird die gemeinnützige Gesellschaft Horská sluzba der Tschechischen Republik gebildet, die am 1. Januar 2005 ihre Tätigkeit aufnehmen wird. Diese Gesellschaft wird der Obhut des Ministeriums für regionale Entwicklung unterliegen, und ich denke, für den Bergdienst hat dies den Vorteil, dass dessen Finanzierung nicht mehr über drei Institutionen hinweg vorgenommen werden muss. Ich denke, das wird für den Bergdienst auch in Zukunft die bessere Lösung sein."

Eine Entscheidung, die Bergdienstchef Brozek vorbehaltlos begrüßte. Er bezeichnete sie als einen Meilenstein in der Geschichte des tschechischen Bergdienstes sowie als ein Sprungbrett dafür, dass aus der Bürgervereinigung nunmehr ein wirklich professioneller Bergrettungsdienst erwachsen könne. Zurzeit habe man 55 ständige und professionell ausgebildete Rettungskräfte, denen im Winter weitere 40 Helfer zur Seite stehen. Dies soll nach Aussage von Jirí Brozek auch zukünftig so bleiben, indem die gemeinnützige Gesellschaft und die Bürgervereinigung eine funktionierende Einheit bilden werden:

"Die Bürgervereinigung wird erhalten bleiben, denn die gemeinnützige Gesellschaft darf keine freiwilligen Helfer in ihren Reihen haben. Auf freiwilliger Basis arbeitende Helfer sind jedoch für die Arbeit des Bergdienstes unentwegt erforderlich."

Zu den Tätigkeiten des Bergdienstes gehören außer den bei Berg- und Skiunfällen erforderlichen Bergungs- und Rettungseinsätzen des Weiteren die Kennzeichnung von Wanderwegen und Skitrassen, die Durchführung von Messungen zur Vorwarnung auf die Lawinengefahr oder die Assistenz bei in tschechischen Gebirgen stattfindenden großen Sport- und Touristikaktionen. Im vergangenen Winter musste der Bergdienst in nahezu 6300 Fällen eingreifen.