Tschechischer Film „Kawasaki-Rose“ zur Berlinale eingeladen

Die öffentliche Pressemitteilung wird erst am Freitag verschickt, aber tschechische Zeitungen wussten es schon am Donnerstag: Der neue Film des tschechischen Erfolgsregisseurs Jan Hřebejk ist zur Berlinale eingeladen. Mehr dazu und zum Film, der an diesem Donnerstag in den tschechischen Kinos anläuft, nun von Iris Riedel.

Regisseur Jan Hřebejk
Pavel Josek ist der Gipfel aller Moral und Ehrenhaftigkeit. Doch sein Schwiegersohn stößt auf Hinweise, dass Josek für die tschechische Stasi gearbeitet und seinen Freund ausgehorcht hat. Mit der Folge, dass der Freund emigrieren musste. Der Schwiegersohn beschließt, dieses gut gehütete Geheimnis aufzudecken und wühlt damit die ganze Familie auf. So könnte man grob den Kern der Geschichte zusammenfassen, die der Regisseur Jan Hřebejk in seinem neuen Film mit dem Titel „Kawasaki-Rose“ erzählt. Aber es ist für den Zuschauer nicht so einfach zu diesem Kern zu gelangen, sagt der Regisseur:

„Die Geschichte, die der Film ‚Kawasaki-Rose’ erzählt, ist ein Familiendrama, das sich eigentlich in der Vergangenheit abspielt, es ist eigentlich ein Geheimnis. Wir sehen das gar nicht in dem Film. Die Zuschauer und auch die Protagonisten reimen sich aus dem, was schrittweise an die Oberfläche kommt, die verborgene Geschichte zusammen.“

Daher auch der Name des Films, denn die Kawasaki-Rose ist das komplizierteste Gebilde in der japanischen Falttechnik Origami. Genau wie eine solche Rose Falz für Falz entsteht, setzt sich die eigentliche Geschichte Stück für Stück zusammen. Der Regisseur Jan Hrebejk ist eigentlich bekannt für seine Komödien. Fast jeder seiner Filme ist in Tschechien ein Publikumsschlager geworden. Filme wie „Pelíšky“, „Pupendo“ oder „Wir müssen zusammenhalten“ haben in Tschechien bereits Kultstatus. Doch dieser Film beschäftigt sich mit einem sehr aktuellen, aber auch ernsten Thema, nämlich der Hand-aufs-Herz-Frage: Wer war Informeller Mitarbeiter und wer nicht? Da so ein Film in einem exkommunistischen Staat nicht unkritisch aufgenommen wird, muss Hřebejk sich derzeit immer wieder dafür rechtfertigen, wie er die Schuldigen dargestellt hat, zum Beispiel vor der Zeitung MF Dnes.

„Die Botschaft des Filmes ist, dass wir versuchen, alle Personen - Opfer und Schuldige - so gut darzustellen, dass auch Leute, die diese Zeit nicht erlebt haben, eine Vorstellung bekommen, wie die Macht damals gearbeitet hat. Wie rafiniert der Geheimdienst bei seinem Terror vorgegangen ist.“

Hřebejk wolle die Mitarbeiter der Staatssicherheit aber nicht entschuldigen, nur das Dilemma verdeutlichen, in dem sie sich befanden.

In Tschechien läuft der Film erst diese Woche an, aber im Ausland hat er schon gefallen. „Kawasaki-Rose“ ist von der Jury der Berlinale in die Sektion Panorama ausgewählt worden. Damit kann er zwar nicht am Hauptwettbewerb teilnehmen und einen Bären gewinnen, aber trotzdem noch einen Preis in einem der zahlreichen kleineren Nebenwettbewerbe ergattern.

Autor: Iris Riedel
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