Tuberkulose in Tschechien: wenig Erkrankungsfälle, fehlender Impfstoff

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Tuberkulose wird durch Bakterien übertragen und befällt beim Menschen am häufigsten die Lungen. In der weltweiten Statistik der tödlichen Infektionskrankheiten steht sie an erster Stelle. In Tschechien wurden im Jahr 2014 insgesamt 512 Tuberkulosekranke gemeldet. Das ist die drittniedrigste Zahl in Europa. Doch die positive Entwicklung hat auch negative Folgen – aktuell fehlt es hierzulande am Impfstoff gegen TBC.

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In Tschechien ist die Zahl der Erkrankungen an Tuberkulose im letzten Jahr mäßig gestiegen, trotzdem ist sie eine der niedrigsten in der Welt. Die positive Entwicklung ist paradoxerweise der Grund, warum nun in Tschechien sowohl die Impfstoffe als auch das Tuberkulin für die Tuberkulin-Hauttestung fehlen. Der Impfstoff wird nicht hierzulande produziert, sondern importiert. Seit dem Herbst letzten Jahres verweist die Tschechische pneumo-phtiseologische Gesellschaft darauf, dass es daran mangelt. Martina Vašáková ist die Chefärztin der 1. Universitätsklinik in Prag:

Martina Vašáková | Foto: Tschechisches Fernsehen
„Die dänische Firma, die uns seit vielen Jahren mit dem Impfstoff versorgt hat, will ihn nicht mehr liefern. Tschechien stellt für sie einen kleinen Markt dar. Sie liefern die Vakzine in Länder, in denen Tuberkulose häufig auftritt und die Impfung in der gesamten Population durchgeführt wird. Die Lieferung nach Tschechien, wo der Verbrauch relativ niedrig ist, lohnt sich für die Firma nicht.“

Mehrere Jahrzehnte lang wurde hierzulande eine flächendeckende Impfung gegen Tuberkulose durchgeführt. Diese wurde vor fünf Jahren auf Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation abgeschafft:

„Die Weltgesundheitsorganisation empfahl Ländern, in denen die Zahl der Erkrankungsfälle unter zehn Menschen pro 100.000 Einwohner liegt, nicht zu impfen. In solchen Populationen überwiegen die Nebenwirkungen der Vakzine beinahe über dem positiven Schutzeffekt.“

Impfung gegen Tuberkulose  (Foto: ČT24)
In Tschechien werden 4,8 Fälle pro 100.000 Einwohner verzeichnet. Trotzdem hält es Vašáková für erforderlich, bei einigen Risiko-Gruppen die Impfung durchzuführen:

„Dazu gehören Neugeborene in Familien, die aus Regionen und Ländern mit einem hohen Erkrankungsrisiko stammen, oder Neugeborene in Familien, in denen bereits ein Tuberkulose-Fall vorliegt. Seit Ende vergangenen Jahres können leider auch diese Kinder die Impfstoffe nicht mehr bekommen.“

Tuberkulose-Patient  (Foto: ČT24)
Die Kinder aus den Risikogruppen sollten eigentlich gleich nach der Geburt geimpft werden. Nun hat das Gesundheitsministerium Ersatzlieferungen des Impfstoffes aus Polen ausgehandelt. Doch die Ärzte sagen, dass die Impfstoffe selbst die Krankheit nicht verhindern können. Sie senken nur die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit in ihrer schwersten Form ausbricht.

In Tschechien wurden im vergangenen Jahr insgesamt 512 Erkrankungen erfasst. Tuberkulose-Patienten sind im Durchschnitt 54 Jahre alt. Dabei ist die Zahl der erkrankten Männer doppelt so hoch wie die der Frauen.