Stellvertretender Gesundheitsminister: Impfkampagne in Tschechien geht an junger Generation vorbei

Bei der Aufklärung über den Nutzen von Impfungen hat Tschechien ein bis zwei Generationen an jungen Leuten verloren. Dieser Auffassung ist der stellvertretende Gesundheitsminister Jakub Dvořáček.

Jakub Dvořáček | Foto:  Gesundheitsministerium der Tschechischen Republik

Das Vertrauen dieser Menschen wiederzugewinnen, werde schwer sein, sagte Dvořáček in einer Debatte am Donnerstag. Diese war vom Magazin „Zdravotnický deník“ (Gesundheitszeitung) zum Thema „Kommunikation und Impfen“ veranstaltet worden.

Großen Einfluss auf die Kommunikation haben Dvořáček und anderen Experten zufolge die Ärzte. Ihre Haltung fließe in die Meinungen von etwa zwei Dritteln der Bevölkerung ein. „Die Rolle, die wir gegenüber jungen Leuten und auch Kindern hätten spielen sollen, haben wir nicht erfüllt“, resümierte Dvořáček für sein Ressort. „Dadurch haben wir eine, vielleicht auch zwei Generationen verloren, die wir schon im Schulalter hätten aufklären müssen.“

Der Staat habe es verpasst, Impfen als Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zu definieren, so Dvořáček weiter. Dies habe sich vor allem während der Corona-Pandemie gezeigt.

Laut einer älteren Studie, die in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht worden war, glauben etwa 90 Prozent der Ärzte hierzulande an den Nutzen von Vakzinen und sind selbst geimpft. Dieselbe Studie konstatiert aber auch, dass die tschechische Bevölkerung meint, dass die Haltungen der Ärzte pro oder contra Impfung etwa zur Hälfte ausgeglichen seien. Die Autoren führen dies auf die Praxis der Medien zurück, bei einem kontroversen Thema auch entgegengesetzte Meinungen zu präsentieren. Dies ziehe die Aufmerksamkeit der Leser und Hörer auf sich und schaffe eine scheinbare Objektivität, heißt es in der Studie.

Dvořáček zufolge müssten Desinformationen aktiv widerlegt und offizielle Informationsquellen geschaffen werden. Eine kritische Haltung zum Impfen würde zudem durch finanzielle Hürden gefördert, wenn bestimmte Vakzine nämlich nicht von der Krankenversicherung gedeckt werden, so der stellvertretende Minister.