Über 5000 Jahre alt: Längstes Hügelgrab Europas in Ostböhmen entdeckt
Tschechische Archäologen haben einen großartigen Fund gemacht. Es handelt sich um ein extrem langes Hügelgrab, das sie in Ostböhmen aufdecken konnten. Nun wurden erste Informationen dazu präsentiert.
Erst der Blick von weit oben durch eine Drohne zeigt die Ausmaße: Nahe Hradec Králové / Königgrätz haben Archäologen eine alte Grabanlage freigelegt. Und sie ist wirklich riesig. Der Fund wurde im Vorfeld eines Autobahnbaus gemacht, die D35 soll künftig hier entlangführen.
Es handelt sich um ein Hügelgrab. Allerdings sind die Aufschüttungen schon früher abgetragen worden, das Grab wurde also eingeebnet. In den Böhmischen Ländern geschah dies zumeist spätestens im 19. Jahrhundert durch landwirtschaftliche Urbarmachung. Dennoch ist das Hügelgrab einzigartig. Petr Krištuf ist Archäologe an der Universität von Hradec Králové:
„Das Hügelgrab ist 190 Meter lang. Diese Bauwerke werden auch Langhügel genannt, weil sie eben außergewöhnlich lang sind. Aber in dem Fall handelt es sich wirklich um eines der längsten Hügelgräber in Europa überhaupt.“
Es könnte sogar das längste seiner Art auf dem Kontinent sein, merkten die Archäologen bei einer Pressekonferenz am Montag an. Die maximale Breite bezifferten sie auf 15 Meter. Die Ausrichtung ist von Nordwesten nach Südosten. Entstanden ist die Anlage bereits in der Jungsteinzeit, und zwar im vierten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung.
Da das Hügelgrab eingeebnet war, stießen die Wissenschaftler nur auf eine Rinne als Begrenzung des Areals. Normalerweise enthielten solche Rinnen auch die Spuren von Palisaden respektive entsprechende Vertiefungen, hieß es. Bisher habe man diesen Nachweis aber noch nicht finden können, sagte die Archäologin Sylva Tichá Bambasová von der Universität in Hradec Králové.
Die Grabungen entlang der künftigen Autobahntrasse wurden im Herbst vergangenen Jahres aufgenommen. Dabei wurden innerhalb der Anlage vier Gräber ausfindig gemacht. Obwohl Hügelgräber sehr groß sind, dienten sie in Mitteleuropa meist nur für die Bestattung von einem oder maximal zwei Menschen. Im Falle des aktuellen Fundes wurde auch die Umgebung untersucht, die zu den Gemeinden Sovětice / Sowietitz und Čistěves / Cistowes gehört…
„Dabei wurde eine weite Fläche abgedeckt. So sind wir auf bis zu 30 Gräber gestoßen, die in der Folge in der Nähe des Hügelgrabs entstanden. Letzteres wurde also zum Kern einer Grabanlage für eine ganze Gemeinschaft, und das vielleicht über mehrere Hundert Jahre hinweg“, erläutert Krištuf.
An den Forschungen beteiligt sind neben der Universität von Hradec Králové auch noch weitere Institutionen – und zwar das Museum Ostböhmens (Muzeum východních Čech), das Archäologoische Zentrum Olmütz (Archeologické centrum Olomouc), das Institut Archaia sowie Archäologen aus Slowenien.
Die Wissenschaftler haben aus dem Hügelgrab und den weiteren Gräbern auch Proben entnommen. Sie sollen unter anderem darauf untersucht werden, ob die Begrabenen miteinander verwandt waren, woher sie kamen und welche Nahrung sie zu sich genommen haben. Noch bis September wollen die Archäologen vor Ort weitergraben.