Ugandische Kinder sind auf "ihre" tschechischen Kicker stolz

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Tausende von Kindern in Uganda, Indien, Litauen und Weißrussland werden von ihren tschechischen Paten im Rahmen der so genannten "Fernadoption" gefördert. Das Projekt, das im Tschechischen "Adopce na dálku" und im Deutschen "Fernadoption" heißt, wurde vor fast elf Jahren vom Prager Caritasverband ins Leben gerufen. Martina Schneibergova sprach mit zwei Mitarbeiterinnen der Caritas, die von einem längeren Aufenthalt in Uganda zurückgekehrt sind. Mehr dazu hören Sie nun in der heutigen Ausgabe der Sendereihe "Begegnungen" mit Lothar Martin und Martina Schneibergova.

Eine Art Steuerzentrale des Projektes der sog. "Fernadoption" befindet sich in einem kleinen Büro der Prager Caritas in der Londoner Straße (Londynská). Dorthin kommen auch die Interessenten für eine Patenschaft, die persönlich das Grundlegende mit den Caritas-Mitarbeitern besprechen wollen. Zu einer kurzen Stippvisite traf hier auch Tereza Danihelkova ein, die fast ein Jahr lang das Projekt in Uganda betreute. Über die Beweggründe für ihre Arbeit in Uganda sagte sie:

"Ich wollte schon immer irgendwie helfen und es kam mir vor, dass ich alles habe, was ich brauche, und ich deswegen Jemandem, der das nicht hat, helfen könnte. Vor drei Jahren begann ich im Rahmen des Projektes der ´Fernadoption´ einen Jungen in Indien zu sponsern. Als ich als Freiwillige irgendwo arbeiten wollte, kam ich mit den Caritas-Mitarbeitern in Kontakt. Ursprünglich wollte ich eher in Indien arbeiten, aber dann wurde wir Uganda angeboten, und so reiste ich nach Afrika."

Tereza Danihelkova ist schon immer viel gereist. Aber als sie vor einem Jahr in Uganda ankam, war es ihre erste Begegnung mit Afrika. Als Freiwillige unterrichtete sie an zwei Dorfschulen Englisch. Außerdem half sie der Partnerorganisation des Caritas-Projektes vor Ort, eine Datenbank zu errichten, d. h. sie hat die bisher nur schriftlich gesammelten Angaben über die "Fernadoption" im Computer gespeichert, um damit die Suche nach neuen Paten für die Kinder in Uganda zu erleichtern.

"Zurzeit werden meiner Meinung nach etwa 3.700 Kinder in Uganda von tschechischen Sponsoren unterstützt und ungefähr 500 weitere Kinder warten darauf, ihre Paten zu finden. Das Alter der Kinder bzw. Jugendlichen beginnt beim Kindergartenalter von fünf Jahren und reicht bis zu 18 Jahren. Bei den Jugendlichen geht es dann in der Regel um finanzielle Mittel für ihr weiteres Studium. Aus dem Beitrag der Adoptiveltern werden die Schulgebühren bezahlt. In Uganda gibt es nur Privatschulen. Für das Geld werden den Kindern die obligatorischen Schuluniformen gekauft, die oft ihre einzige Bekleidung darstellen. Außerdem werden aus dem Sponsorenbeitrag Hefte, Mittagessen sowie Ausflüge finanziert, die einmal jährlich organisiert werden. Für die Kinder ist allein die Reise mit dem Bus ein Erlebnis. Wenn von dem geschickten Geld etwas übrig bleibt, wird es gespart, um eine höhere Bildung finanzieren zu können, die viel teurer als die Grund- oder die Mittelschule ist."

Tereza Danihelkova und Sona Kitzlerova  (Foto: Martina Schneibergova)
Der Jahresbeitrag für die Unterstützung eines Kindes in Uganda beträgt 7000 Kronen (ca. 233 Euro). Für eine Universitätsbildung würde das nicht ausreichen. Aber wie Tereza Danihelkova bereits sagte, wird das übrig gebliebene Geld, das in die Entwicklung des Kindes von Klein auf gesteckt wird, dann eben für die weitere Bildung gespart. Nicht jedes der gesponserten Kinder wird jedoch später studieren. Das Ziel der Förderung ist es jedoch, ihnen überhaupt eine Möglichkeit der Bildung bzw. Ausbildung anzubieten. Es sei Tereza Danihelkova zufolge wichtig, dass sie ein Handwerk erlernen und davon auf dem Lande leben können.

"An diesem Projekt finde ich die Tatsache hervorragend, dass es auf dem Lande verwirklicht wird. Viele Non-Profit-Organisationen kommen zwar nach Afrika bzw. nach Uganda, aber sie bleiben meistens in den Städten und gehen nicht dorthin, wo sie wirklich dringend gebraucht werden. Es handelt sich dort um sehr arme Familien. Die Leute haben nichts, auch kein Geld. Sie leben in kleinen Hütten aus Ton und haben ein kleines Feld. Sie leben davon, was sie selbst züchten. Die Mehrheit der gesponserten Kinder stammt aus Familien, wo ein Elternteil oder beide Eltern an AIDS verstorben sind. Aber selbst wenn sie noch ihre Eltern haben, sind sie arm und haben kein Geld. Die Armut ist so groß, dass wir uns das nicht vorstellen können, bevor wir es selbst gesehen haben."

Die Kinder hatten keine Vorstellung darüber, woher ihre Lehrerin Tereza stammt. Denn nach dem Lehrplan wird erst in höheren Klassen über Europa unterrichtet. Außerdem meinen sie, dass in Europa überall englisch gesprochen wird. Aber ein Ereignis hat die Tschechische Republik unter den Kindern in Uganda doch ungewöhnlich populär gemacht.

"Was uns unglaublich berühmt machte, das war die Europameisterschaft im Fußball. Die Kinder haben plötzlich verstanden, wer die Tschechische Republik ist. Sie haben dort die Möglichkeit, gemeinsam an einem Ort fernzusehen. Außerdem hören sie sehr viel Radio. Sie freuten sich darüber, wenn die tschechische Mannschaft ein Spiel gewann und sie lernten die Namen der Spieler auswendig. Da der Torwart Petr Cech hieß und sie wussten, dass sie von T s c h e c h e n unterstützt werden, haben sie dann immer gesagt, wir werden vom Torwart gesponsert. Wenn sie zur Schule kamen, riefen sie mir immer zu: Wir Tschechen haben gewonnen. Und sie waren unheimlich stolz darauf."

Fünf Monate lang arbeitete auch Sona Kitzlerova in Uganda. Ähnlich wie Tereza unterrichtete sie Englisch und half der Partnerorganisation der Tschechischen Caritas. Für die Arbeit in Afrika entschied sie sich aus mehreren Gründen: Zum einen studiert sie Afrikanistik als Fach und wollte daher auf diese Weise Afrika kennen lernen. Andererseits wollte sie dort als Freiwillige helfen.

"Zum Unterschied von Tereza unterrichtete ich in einer Vorstadt. Als ich meine Erfahrungen mit denen von Tereza verglichen habe, stellte ich fest, dass sich meine Schüler von den Dorfkindern doch ziemlich unterscheiden. Tereza erwähnte, dass es für die Schulen auf dem Lande eine prestigevolle Angelegenheit ist, Lehrer aus Europa anzustellen. An der Schule in der Vorstadt war ich als Europäerin keine exotische Erscheinung mehr. Ich unterrichtete auch ältere Schüler, die sich schon auf das Studium an einer Universität vorbereiteten. Die waren auch schon Zwanzig oder Einundzwanzig."

Zu den Regeln des Patenschaftsprogramms gehört, dass die Kinder mit ihren entfernten Sponsoren im schriftlichen Kontakt stehen. Wenigstens zweimal im Jahr sollten sie ihren Paten einen Brief schreiben. Manche sind, wie Tereza Danihelkova erzählte, gar nicht schreibfaul und schreiben sehr oft. Dann sind sie enttäuscht, wenn sie nicht immer gleich eine Antwort bekommen:

"Manchmal kamen die Kinder zu mir und beklagten sich, dass die Paten nicht schreiben. Dies tat ihnen dann sehr leid. Für die Kinder ist es selbstverständlich, in Englisch zu kommunizieren. Den tschechischen Paten bietet die Caritas Hilfe bei der eventuellen Übersetzung der Briefe an. Für die Kinder war es manchmal fast unbegreiflich, dass ihre entfernten Adoptiveltern kein Englisch sprechen. Einmal sagte mir ein Kind sogar mit traurigem Gesicht: Meine Sponsorin möchte hierher kommen, aber wir könnten nicht miteinander reden, wenn sie kein Englisch kann. Und der Junge war wirklich sehr besorgt darüber."

Im nächsten Monat wird zum ersten Male überhaupt eine Reise der tschechischen Paten nach Uganda organisiert. Dann wird Tereza Danihelkova schon wieder vor Ort als Freiwillige tätig sein, denn sie möchte in den nächsten Tagen nach Afrika zurückkehren. Denselben Wunsch, wieder bald Afrika zu besuchen, hat auch Sona. Doch momentan ist sie noch sehr mit ihrem Studium beschäftigt.