Umsetzung des Klimaschutzpaketes in Tschechien wird Energie verteuern

Am Mittwoch vergangener Woche hat die Europäische Kommission das lang erwartete und sehr umfangreiche Klimaschutzpaket veröffentlicht, nach dem die 27 EU-Mitgliedsstaaten ihren Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten sollen. Die Kernaufgabe für die Tschechische Republik ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien am Energiemix des Landes bis zum Jahr 2020 etwas mehr als zu verdoppeln. Diese Zielsetzung sei durchaus realistisch, zeigt man sich in Tschechien weitestgehend zufrieden. In Detailfragen aber gibt es noch Klärungsbedarf.

Foto: Europäische Kommission
Die EU-Staaten haben im vergangenen Jahr beschlossen, den Anteil der erneuerbaren Energien innerhalb der Union bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. Im gleichen Zeitraum soll auch der Zusatz von Biokraftstoff bei Benzin und Diesel erhöht werden – auf einen Anteil von mindestens zehn Prozent. Ehrgeizige Ziele, die man jedoch konkret umsetzen muss. Dazu hat die Europäische Kommission nun das so genannte Klimaschutzpaket verabschiedet, demzufolge die Tschechische Republik ihren Anteil an erneuerbaren Energien von derzeit etwas über sechs Prozent bis auf 13 Prozent zu steigern hat. Der Kategorie der erneuerbaren Energien werden sowohl die Wind- und Wasserenergie als auch die Nutzung der Sonnenenergie mittels der Solartechnik sowie die Biomasse zugeordnet. Bei der Durchsetzung der letzteren Energieform hat Tschechiens Premierminister Mirek Topolánek allerdings so seine Bedenken:

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„Die letzten wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass der Anbau von Biomasse einen negativen Einfluss auf den Bestand der Wälder hat. Der Anbau von Biomasse trägt sekundär sicher zur Verringerung von CO²-Emissionen bei, doch wenn der Anbau von Biomasse die Erhöhung der Lebensmittelpreise und den Rückgang des Waldbestands zur Folge hat, dann ist das auch für ein Land wie die Tschechische Republik keine glückliche Lösung.“

Zweifel also bei der Nutzung des Energieträgers Biomasse, und keine Begeisterung auch für eine massive Ausbreitung der Windräder. Im südmährischen Dukovany hat die Sektion Erneuerbare Energien des nationalen Energiekonzerns CEZ nämlich vor ein paar Tagen ihre Pläne zur Errichtung eines Parks mit Windkraftanlagen zusammenstreichen müssen.

Der Grund: Die Einwohner von Dukovany und Rouchovany haben den Bau von 21 Windrädern in unmittelbarer Wohnnähe abgelehnt. Stattdessen erwägt CEZ, jetzt nur noch neun bis zwölf dieser Windräder hier zu errichten. Die Ressourcen der Wasserkraft in Tschechien sind so gut wie ausgeschöpft, heißt es. Daher käme eigentlich nur noch die Solarenergie als großer Zuwachszweig in Frage. Das aber wird nicht billig werden, hat Lenka Šumová vom Tschechischen Rundfunk herausgefunden:

„Die Schätzungen sind unterschiedlich. An der unteren Grenze bewegt sich die Prognose aus Brüssel, die davon ausgeht, dass die Umsetzung des Klimaschutzpakets die Energiepreise bis zum Jahr 2020 um 10 bis 15 Prozent nach oben treiben wird. Die tschechischen Industrieunternehmen sehen das anders. Ihr Verband rechnet damit, dass die Energiepreise bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre nach oben schnellen werden, und zwar um einige Zig-Prozent, vermutlich sogar um Hunderte Prozent.“

Ob das nun Panikmache ist oder nicht, sei dahingestellt. In Tschechien hat man jedenfalls ausgerechnet, dass jeder Haushalt in Zukunft rund drei Euro pro Woche mehr zahlen wird beim Verbrauch von Energie mit einem 13-prozentigen Anteil an erneuerbaren Energieträgern.