Umsetzung von EU-Richtlinie: Aus für Aroma-Tabak auch in Tschechien
„Hast du mal Feuer?“ Diese Frage hat sich mit dem Aufkommen von E-Zigaretten für viele Menschen erledigt. Beliebt sind in Tschechien auch sogenannte Tabakerhitzer, in denen mit Vorliebe Mischungen mit unterschiedlichen Aromen konsumiert werden. Seit Montag ist damit hierzulande jedoch Schluss.
Menthol, Minze, Schokolade, Vanille oder „Tropen“ – Geschmacksrichtungen für sogenannte Tabakerhitzer gibt es Unmengen. Seit Montag dürfen diese in Tschechien jedoch nicht mehr verkauft werden. Damit setzt das Land eine EU-Richtlinie um. Denn die große Sorge ist: Durch das Dampfen von Aroma-Tabak könnten vor allem Kinder und Jugendliche in die Abhängigkeit getrieben werden.
Das Ende des fruchtig-frischen Tabakgenusses heißen hierzulande aber nicht alle gut. Jindřich Vobořil ist der nationale Antidrogen-Koordinator im Land. Er ist skeptisch, dass durch die Änderung die Anzahl der Raucher hierzulande tatsächlich zurückgeht:
„In Tschechien rauchen elf Prozent aller Neuntklässler und aller Schüler im ersten Jahrgang der Mittelschule handelsübliche Zigaretten. Das ist unser Hauptproblem. Ich kann mich also nicht für die neue Maßnahme begeistern. Stattdessen sollten wir uns anschauen, wie wir die Glimmstängel anderen Alternativen gegenüber unattraktiver machen können. Sie sollten etwa wesentlich teurer sein, und wir müssen auch besser darüber informieren.“
Eva Králíková vom Zentrum für Tabaksüchtige sieht das anders. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagt sie:
„Bei E-Zigaretten werden die Dämpfe einer Flüssigkeit inhaliert. Diese sogenannten Vaporiser enthalten also keinen Tabak. Das bedeutet in der Tat viel weniger Risikofaktoren als beim Rauchen klassischer Zigaretten. Für Tabakerhitzer gilt das jedoch nicht. In einigen Fällen können dabei mehr Schadstoffe entstehen als beim Einatmen von Zigarettenrauch. Das Risiko ist von daher mindestens so groß wie beim klassischen Rauchen.“
Die Tabakprodukte dürften in Tschechien in Zukunft auch teurer werden, sagt Štěpán Hájek vom Analyseunternehmen XTB:
„Der Staat will Tabakerhitzer und ihre Rohstoffe ab dem kommenden Jahr stärker besteuern. Derzeit fällt nämlich nur etwa ein Drittel der Abgaben an wie bei klassischen Zigaretten. Außerdem diskutiert die Regierung über die Einführung einer Verbrauchssteuer auf elektronische Zigaretten. Diese sind derzeit sehr erschwinglich.“
In klassischen Zigaretten sind Aromen bereits seit 2020 verboten. Nun folgen also auch die Tabakerhitzer. Es gebe aber auch weiterhin Möglichkeiten, Zigarettenalternativen mit verschiedenen Geschmäckern zu erwerben, betont Lukáš Horák. Er ist der Leiter des tschechischen Verbandes für Markenprodukte (ČSZV):
„Auf dem Markt sind weiterhin Produkte verfügbar, die weniger Risiko mit sich bringen als das Erhitzen von Tabak und in denen aromatisierte Stoffe eingesetzt werden dürfen. Vor allem betrifft das elektronische Zigaretten und Nikotinbeutel.“
Händlern, die seit Montag weiterhin Geschmackstabak zum Erhitzen anbieten, droht eine Strafe in Höhe von bis zu zehn Millionen Kronen (406.000 Euro). Die Maßnahme ist im Übrigen auch in Deutschland am Montag in Kraft getreten. Polen hingegen hat die EU-Richtlinie bisher noch nicht in nationales Recht umgesetzt.