Unbekannter heidnischer Kult? Archäologen entdecken in Südmähren Gürtel mit Schlangenmotiv

Gürtelbeschlag aus Bronze aus dem 8. Jahrhundert n. Chr. mit der Darstellung einer Schlange, die ein froschähnliches Wesen verschlingt

Archäologen der Masaryk-Universität in Brno / Brünn haben eine einzigartige Entdeckung gemacht. Bei Břeclav / Lundenburg in Südmähren fanden sie eine bronzene Gürtelschnalle aus dem 8. Jahrhundert. Dies gab die Universität auf ihrer Website am Freitag bekannt.

Jiří Macháček | Foto: Jitka Janů,  Masaryk-Universität in Brno

Auf dem Gürtel ist eine Schlange dargestellt, die ein froschähnliches Wesen verschlingt. „Als der Gürtelbeschlag mit dem Motiv einer Schlange, die einen Frosch frisst, mit Hilfe von Metalldetektoren in der Nähe von Břeclav entdeckt wurde, dachten wir, es handle sich um einen einzigartigen Fund mit einem einzigartigen Dekor. Später stellten wir jedoch fest, dass andere fast identische Artefakte auch in Deutschland, Ungarn und Böhmen gefunden wurden. Mir wurde klar, dass wir einem bis dahin unbekannten heidnischen Kult auf der Spur sind, der zu Beginn des Mittelalters vor der Ankunft des Christentums verschiedene Regionen Mitteleuropas miteinander verband“, sagt Jiří Macháček, Leiter des Instituts für Archäologie und Museumskunde an der Masaryk-Universität.

Der Fund aus Südmähren wurde dann von einem internationalen Team mit Experten aus Tschechien, Deutschland und Österreich im Detail erforscht. Nach Ansicht der Archäologen gehört er zur Gruppe der sogenannten awarischen Gürtelbeschläge, die im 7. und 8. Jahrhundert nach Christus in Mitteleuropa hergestellt wurden und zur Tracht der Awaren, einem Reitervolk im Pannonischen Tiefland, gehörten. Ihre Mode wurde auch von benachbarten Völkern, wie den Slawen, übernommen.

Germanische Runen auf dem Rinderknochen | Foto: Archiv der Masaryk-Universität in Brno

Die Fundstätte nahe Břeclav / Lundenburg befindet sich an einem Ort, der als frühslawisches Siedlungsgebiet gilt und bereits vor einigen Jahren in den Schlagzeilen stand. 2017 entdeckten die Archäologen dort ein Knochen aus der Rippe eines Rindes. Darin war ein Text in altgermanischen Runen eingeritzt. Als slawische Urschrift galt bisher die sogenannte Glagoliza, die allerdings erst 863 erfunden wurde. Der Fund lässt vermuten, dass die Slawen aber schon zuvor eine Schriftlichkeit besaßen.

Futhark auf dem Knochen  | Foto: Archiv der Masaryk-Universität in Brno
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