Und der Sieger ist …. der Prager ÖPNV

Straßenbahn T3

Die Straßenbahn ächzt den Berg hinauf – und ich überlege, aus welchem Jahr denn dieses Museumsstück stammt. Ein bisschen haben die Prager Verkehrsbetriebe das Gefährt noch aufgehübscht, doch so richtig ist es ihnen nicht gelungen: Die offensichtlich neu installierten Sitze sehen zwar körperfreundlich geformt aus, aber sie sind komplett aus Holz. Nach einem kurzen Sitzversuch ziehe ich das Stehen vor.

Straßenbahn T3
In die Innenstadt komme ich jetzt im Sommer mit der Straßenbahn nicht. Schon den zweiten Monat sind die Gleise in Národní třída und Spalená-Straße aufgerissen. Die Bauarbeiten enden erst mit Schulbeginn. Und wenn ich noch ein weiteres Erlebnis aus der letzten Zeit hinzunehme, dann scheint meine Meinung über den Prager ÖPNV eigentlich klar zu sein. Da kam an einem Samstagmorgen nämlich meine Verbindung einfach mal wieder nicht. Vielleicht war der Wagen nicht funktionstüchtig, das passiert eben in der tschechischen Hauptstadt. Auf jeden Fall wurde es nun ein Wettlauf mit der Zeit. Ich wollte den Bus nach Nürnberg erreichen, die Fahrkarte für die Frühverbindung hatte ich bereits in der Tasche. Doch die Prager Verkehrsbetriebe verloren das Wettrennen mit der Zeit und ich musste mich mit einer Taxifahrt retten.

Liebe Hörer, Sie werden es vielleicht nicht glauben: Ich halte dennoch Metro, Straßenbahn und Bus in Prag für den besten Nahverkehr, den ich kennen gelernt habe. Jeden Montag komme ich in weniger als einer halben Stunde mit Metro und Bus vom Tschechischen Rundfunk an den Stadtrand, wo ich Fußball spiele – und wieder zurück. Gehe ich mal abends unter der Woche aus und es wird später, habe ich die Qual der Wahl: Gleich zwei Nachtstraßenbahnen bringen mich zu jeder Zeit im Viertelstundentakt nach Hause. Und das ohne Aufpreis zu einem immer noch vergleichsweise billigen Tarif. Da brauche ich noch nicht einmal darüber nachdenken, dass in höchstens zehn Gehminuten Entfernung von meiner Wohnung eigentlich noch weitere vier bis fünf Nachtstraßenbahnlinien halten. Und jetzt haben die Verkehrsbetriebe angekündigt, dass die Metro am Wochenende die Betriebszeit bis halb zwei Uhr früh verlängert. O.K., das ist immer noch nicht der durchgehende U-Bahn-Wochenendverkehr, wie ihn Berlin hat. Allerdings gibt’s das in der deutschen Hauptstadt erst seit einigen Jahren, da hatte Prag seinen durchgehenden Nachtstraßenbahnverkehr schon längst.