„Unfair!“ - Christdemokraten und Kommunisten wollen auch ins Fernsehen
Im Oktober finden in Tschechien vorgezogene Neuwahlen statt. Hinter dem parteilosen Expertenkabinett Jan Fischers bringen sich schon jetzt die politischen Parteien in Stellung und wetteifern um Medienpräsenz. Einen Vorteil haben dabei naturgemäß die großen Parteien, in Tschechien etwa die Bürgerdemokraten und die Sozialdemokraten. Zwei kleinere Parteien, die Christdemokraten und die Kommunisten, haben sich deshalb unabhängig voneinander an das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen gewandt. Till Janzer hat darüber mit Patrick Gschwend gesprochen.
Patrick, was wollen die Christdemokraten und die Kommunisten vom Tschechischen Fernsehen?
„Mit einem Wort: Aufmerksamkeit. Konkret geht es nun um das letzte Fernsehduell vor den Wahlen. Duell deshalb, weil an der letzten Wahlkampfdebatte in der wichtigsten Polit-Talkshow nur die Spitzenkandidaten der beiden umfragenstärksten Parteien teilnehmen sollen, also der Bürgerdemokraten und der Sozialdemokraten. Das behaupten zumindest die Christdemokraten, und verweisen auf entsprechende Informationen, die sie vorliegen hätten. Jedenfalls wendet sich die Partei nun in einem Brief an den Generaldirektor des Tschechischen Fernsehens Jiří Janeček. Darin fordern die Christdemokraten, auch zur Fernsehdebatte eingeladen zu werden. Und unabhängig von ihnen tun das auch die Kommunisten.“
Was steht drin in diesen Beschwerdebriefen?
„Cyril Svoboda, der Vorsitzende der Christdemokraten, sprach nicht von einer ‚Beschwerde’, sondern von einem ‚Vorschlag’. Und der Vorschlag sieht so aus: Das Fernsehen soll Vertreter aller Parteien zu der Debatte einladen, die eine reelle Chance haben, die Fünfprozenthürde zu überspringen, und damit ins Abgeordnetenhaus einzuziehen. Ein reines Duell würde nämlich beim Wahlvolk den Eindruck erwecken, dass man nur die Wahl zwischen zwei Parteien habe, glaubt Svoboda. Ähnliche Worte waren von Kommunistenchef Vojtěch Filip zu hören. Er meinte, ein Zweikampf würde den freien Wettbewerb der politischen Parteien einschränken. Unfair sei das, meint Filip.“
Werden sich denn die Fernsehverantwortlichen davon beeindrucken lassen?„Vom Fernsehen hieß es nur, man werde wie bei den letzten Wahlen zum Abgeordnetenhaus vorgehen. Und das würde dann auch bedeuten, dass in allen anderen Debatten - außer der letzten - alle Parlamentsparteien vertreten sein sollen.“
Und das genügt den Christdemokraten und den Kommunisten nicht?
„Offenbar nicht. Aber wie Du schon eingangs erwähnt hast, geht es hier wohl darum, sich rechtzeitig vor den Wahlen ins Gespräch zu bringen. Es ist sozusagen ein ‚Hallo, wir sind auch noch da!’ Dieses Buhlen um mediale Aufmerksamkeit haben gerade die Christdemokraten auch nötig. Denn Umfragen lassen Zweifel aufkommen, ob die Partei den Einzug ins neue Abgeordnetenhaus überhaupt schafft.“