Unter dem Schutz der Musen: In Prag beginnt das „Sommerfest der Alten Musik“

Das internationale Sommerfestival der Alten Musik (Letní slavnosti staré hudby) präsentiert in sieben Konzerten musikalische Werke aus der Zeit des 16. bis 18. Jahrhunderts. Inspiration für die Programmgestaltung gaben diesmal die antiken Schutzgöttinnen der Künste.

Die Berliner Vokalgruppe Ensemble Polyharmonique eröffnet das Festival am Dienstagabend in der Kirche Maria bei den Slawen im Prager Emauskloster. Das Ensemble stellt sich in Tschechien zum ersten Mal vor. In seinem Konzert kann man die Musik italienischer Komponisten aus dem 17. Jahrhundert und deren zeitgenössischen Anklänge in den deutschen Ländern vergleichen.

Das Eröffnungskonzert ist der Polyhymnia, der antiken Muse der Hymnendichtung, gewidmet. Weitere Auftritte finden unter dem Schutz etwa von Erato oder Euterpe statt. Denn der Untertitel des 24. Festivaljahrgangs lautet „Musen“. Festivalleiterin Josefína Knoblochová verrät mehr:

„Das Thema Musen und griechische Mythologie war in der Musik von Renaissance und Barock sehr aktuell. Wir können uns kaum eine Barockoper ohne einen Legendenstoff vorstellen. Aber auch die Instrumentalmusik war durchdrungen von dieser Thematik. Wir haben uns sozusagen auch von den Musen küssen lassen und eine Dramaturgie erdacht, die die mannigfaltigen Inspirationen durch Musen und die griechische Mythologie im Schaffen der europäischen Komponisten vom 16. bis zum 18. Jahrhundert präsentiert. Jedes einzelne Festivalprojekt ist einer der Musen oder einem verwandten Motiv gewidmet. Meistens kommen die Musen direkt in den Kompositionen vor, die die Musiker auf dem Festival interpretieren.“

Ensemble Polyharmonique | Foto: Christian Palm,  Sommerfestival der Alten Musik

Auf dem Programm stehen insgesamt sieben Konzerte, in denen Musiker und Alt-Musik-Experten aus Deutschland, Frankreich, Spanien und weiteren Ländern Europas auftreten. Das „Sommerfest der Alten Musik“ lädt bis zum 8. August in die historischen Säle der Prager Paläste, Klöster und Kirchen ein. Die Festivalleiterin:

„Wir nutzen bekannte Säle, in die unsere Besucher gerne kommen, um Musik zu hören. Dazu gehören unter anderem das Schloss in Troja und das Sommerrefektorium des Strahov-Klosters. Außerdem gibt es Konzerte in den Kirchen Maria bei den Slawen sowie der Heiligen Simon und Juda. Neu hinzu kommt der Saal Vzlet, in dem wir noch nie waren und in dem ein Tanzprogramm stattfindet.“

 Prager Emmauskloster | Foto: Radio Prague International

Für den erwähnten Programmpunkt verbinden sich das polnische Tanzensemble Cracovia Danza Ballet und das tschechische Instrumentalensemble Capella Ornamentata, um einen Maskenball aus der Zeit der Renaissance nachzuspielen. Und weiter Knoblochová:

„Dieses Projekt wurde der Muse des Tanzes, Terpsichore, gewidmet. Es handelt sich um eine Ballett- und Pantomimenvorstellung, die für alle Generationen geeignet ist. Wir zeigen, wie man am polnischen königlichen Hof in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts getanzt hat. Es geht um die Zeit, in der die italienische Adelige Bona Sforza Königin von Polen war. Sie hat dort die Tradition der Tanzunterhaltung eingeführt, die dann zu einem wichtigen Teil nicht nur der kulturellen, sondern auch der politischen Repräsentation des polnischen königlichen Hofs wurde.“

Das „Sommerfest der Alten Musik“ ist seit beinahe einem viertel Jahrhundert ein fester Punkt im Kulturleben Prags in den Sommermonaten. Josefína Knoblochová:

„Wir verzeichnen dieses Jahr ein großes Interesse der Besucher, einige Abende sind schon fast ausverkauft. Wir sind sehr froh, dass nach der für Festivalveranstalter schwierigen Corona-Zeit die Zuschauer wieder in die Konzertsäle zurückkommen. Es freut uns sehr, ihnen das diesjährige Programm anbieten zu können.“

Mehr Informationen zum „Sommerfest der Alten Musik“ bietet die Website www.letnislavnosti.cz. Dort kann man auch Karten bestellen.