Vergessene Orte mit Musik füllen: Festival Rosa Bohemica startet am Samstag

Festival Rosa Bohemica

An 13 Orten in Tschechien finden Veranstaltungen des Festivals Rosa Bohemica statt, das am Samstag eröffnet wird.

Nicht nur 13 Konzerte, sondern auch vier Theatervorstellungen und zwei Vorträge stehen auf dem Programm der vierten Auflage des Festivals Rosa Bohemica. Dabei erklinge auch an weniger bekannten historischen Orten Musik von einer hohen Qualität, betont Gabriela Eibenová. Die Sopranistin ist Begründerin und Direktorin des Festivals:

Gabriela Eibenová | Foto: Vladimír Kroc,  Tschechischer Rundfunk

„In Prag gibt es beispielsweise sehr viele hervorragende Musikveranstaltungen. Menschen, die etwa 50 Kilometer entfernt leben, haben jedoch kaum die Möglichkeit, in ihrem Wohnort wirklich gute Konzerte zu besuchen. Ich habe mir vor einigen Jahren überlegt, die Musik, die ich gut kenne, auch anderswo als in der Hauptstadt erklingen zu lassen. Zudem stehe ich auch mit vielen Musikern in Kontakt. Ich finde es passend, die herrlichen historischen Orte mit Musik zu füllen, die dort wahrscheinlich schon früher zu hören war. Dies sind Kirchen, Schlösser oder Klöster.“

Neben Orten, an denen die Festivalkonzerte fast regelmäßig stattfinden, hätten die Veranstalter in diesem Jahr auch einige neue interessante Lokalitäten  ausgesucht, wie Gabriela Eibenová anmerkt:

„Zum ersten Mal findet ein Festivalkonzert in der Kirche in Bohutín statt. Diese ist zwar ein neugotischer Bau, der nicht wegen seinem Alter bedeutend ist. In der Kirche spielte jedoch einst Antonín Dvořák Orgel, wenn er sich auf seinem Sommersitz in Vysoká bei Příbram aufhielt. Bohutín ist nur ein paar Kilometer von dort entfernt.“

Schloss Nižbor | Foto: Hana Slavická,  Radio Prague International

In Bohutín wird das Ensemble Inégal Dvořáks Messe D-dur aufführen, die als „Lužanská“ bezeichnet wird. Die Festivaldirektorin lädt an weitere historische Orte ein:

„Zu den ständigen Festivalorten gehört die Barockkirche auf Schloss Nižbor. Es lohnt sich, den Felsen hinaufzuklettern. Wenn der Besucher dann vor dem Schloss steht, eröffnet sich ihm ein herrlicher Blick auf Mittelböhmen. Dies ist schon ein Erlebnis an sich, und hinzu kommt noch das musikalische Erlebnis. Genauso sehenswert ist die unvollendete gotische Kirche in Panenský Týnec. Der Ort an sich hat eine starke Wirkung auf die Menschen. Hochinteressant ist auch das Schloss in Pátek nad Ohří. Ich nenne es ein ,Belvedere im Böhmischen Mittelgebirge‘. Es ist jedoch eine völlig vergessene Sehenswürdigkeit, die ein wenig verkommen ist. Inmitten der Residenz befindet sich eine herrliche Kapelle, von der man Jahre lang nicht gewusst hat.“

Während des Festivals werden neben Werken von Antonín Dvořák und Bedřich Smetana auch Kompositionen von fast vergessenen tschechischen Komponisten aufgeführt. Die Festivaldirektorin:

„Einige der früher wenig populären Komponisten sind inzwischen bekannter geworden. Gespielt werden Werke von Adam Michna z Otradovic und von Kryštof Harant z Polžic a Bezdružic. Es erklingen jedoch auch viele anonyme Kompositionen. Wir widmen uns zudem der Musik aus den Archiven. Dort finden sich viele Kompositionen, von denen man nicht weiß, wem sie zugeschrieben werden könnten. Wir denken, sie stammen vielleicht von Heinrich Ignaz Biber, von einem seiner Zeitgenossen oder auch von jemandem, der bekannter war. Aber es ist unmöglich, den Komponisten genau festzulegen. Wir befassen uns beispielsweise mit Werken aus dem Archiv in Kroměříž.“

Der Name des Festivals Rosa Bohemica bedeutet „Böhmische Rose“. So hieß Eibenová zufolge ein Buch von Priester Václav Bolelucký aus dem 17. Jahrhundert, in dem die Lebensgeschichte des Heiligen Adalbert geschildert wird. Die Festivaldirektorin erinnert daran, dass auch die Landkarte der Festivalorte die Form einer Rose hat. Wie sie sagt, habe sie sich von der berühmten Landkarte Böhmens aus dem 17. Jahrhundert inspirieren lassen, die „Bohemiae Rosa“ genannt wurde. Zudem ist die Rose laut der Festivalgründerin ein Symbol der Liebe, der Anmut und der Geduld, und im Christentum wird sie mit der Jungfrau Maria verbunden. Jeder könne im Namen des Festivals etwas ihm Nahestehendes finden, so Gabriela Eibenová.

Das Festival wird am 8. Juni um 14 Uhr mit einer literarisch-musikalischen Veranstaltung in der Karel-Čapek-Gedenkstätte in Stará Huť / Althütten eröffnet.

Das Festival Rosa Bohemica findet vom 8. Juni bis 28. November statt. Mehr über das Programm erfahren Sie unter www.rosabohemica.cz

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