US-Radar: Tschechische Firmen willkommen

Henry Obering (Foto: ČTK)

Zu einem zweitägigen Seminar über die geplante US-Radaranlage in Tschechien sind am Mittwoch in Prag Vertreter des US-Verteidigungsministeriums mit tschechischen Wissenschaftlern und Unternehmern zusammengekommen. Mit dabei war auch der Chef des amerikanischen Raketenabwehr-Programms, Henry Obering. Der unterstrich noch einmal die Notwendigkeit des Systems.

Henry Obering  (Foto: ČTK)
Langstreckenraketen aus dem Iran und Nordkorea seien eine reale Bedrohung, so Obering in Prag. Das US-Raketenabwehsystem, als dessen Teil die Radaranlage in Tschechien entstehen soll, biete Schutz auch für Tschechien und Mitteleuropa. Nach einem Treffen mit Obering unterstrich Premier Mirek Topolánek nochmals, dass das Radar kein tschechisch-amerikanischer Alleingang werden soll:

„Wir sagen der tschechischen Öffentlichkeit ganz klar, dass die Raketenabwehr ein globales System ist. Die Elemente in Tschechien und Polen werden integraler Bestandteil der Nato-Strukturen sein, und ich bin überzeugt – und darüber haben wir auch heute gesprochen – dass der Nato-Gipfel in Bukarest diese Einbindung nochmals deutlich zeigen wird.“

 Václav Pačes
Obering sagte, dass der Bau der Radarstation noch im laufenden Jahr beginnen könne. Die Verhandlungen auf Regierungsebene sind allerdings noch nicht beendet, das endgültige grüne Licht steht noch aus. Bereits jetzt aber werden auf einem Seminar Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der tschechischen Wirtschaft und Wissenschaft sondiert. Václav Pačes, Leiter der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, verspricht sich von der Zusammenkunft einen positiven Effekt:

„Ich sehe Möglichkeiten der Zusammenarbeit vor allem darin, dass mit diesem Seminar direkte Kontakte zwischen amerikanischen und tschechischen Wissenschaftlern gefördert werden. Es hat sich gezeigt, dass im Rahmen dieses Treffens ein großes Interesse an Besuchen in tschechischen Forschungseinrichtungen bestehet, besonders was den physikalischen Zweig angeht. Ich glaube, dass ist das Beste, was überhaupt passieren kann: dass die Amerikaner in diese Institute gehen und da mit den Leuten sprechen.“

Die Einbeziehung tschechischer Unternehmen und Institutionen beim Bau der Radarstation könnte auch ein wirksames Instrument im Kampf um die öffentliche Meinung sein. Denn das Budget beträgt immerhin rund 100 Millionen Dollar. Der Vorsitzende des tschechischen Verbandes der Rüstungsindustrie rät den tschechischen Betrieben, sich nicht von ersten Misserfolgen abschrecken zu lassen:

„Das ist eine Sache, bei der ein langer Atem gefragt ist. Wir dürfen das nicht so nehmen, wie das in Tschechien immer gemacht wird - mit diesem typischen Defätismus im Sinne von: Das hat doch keinen Sinn, das gibt doch eh nichts. Ich bin davon überzeugt: Wenn ein Unternehmen über gefragte Kompetenzen verfügt und das Ziel mit Schwung und Ausdauer angeht, dann ist es auch möglich, von den USA als Partner angenommen zu werden und eine Zusammenarbeit anzuknüpfen.“

Es gab aber auch kritische Töne: Vor dem Regierungsamt erinnerten Demonstranten daran, dass die tschechische Öffentlichkeit das Radar weiterhin mehrheitlich ablehnt. Unterstützung bekamen sie vom ehemaligen stellvertretenden Verteidigungsminister der USA, Robert Coyle, der das Raketenabwehrsystem als weitgehend wirkungslos bezeichnete.