USA gibt Modernisierung der tschechischen Bodentruppen den Vorrang

Überschalljäger Gripen

Wie nicht anders zu erwarten, ist in der Frage der eventuellen Umrüstung der tschechischen Luftstreitkräfte das letzte Wort noch nicht gesprochen. Nachdem sich am Dienstag mit Tschechiens Präsident Vaclav Havel und den einheimischen hohen Militärs vor allem die Befürworter eines Kaufs von neuen Überschalljagdflugzeugen für die Tschechische Armee gemeldet haben, ließen sich zwei Tage später auch die dieser Modernisierungsvariante skeptisch gegenüber stehenden Kritiker vernehmen. Dazu gehören die NATO-Zentrale und das US-Verteidigungsministerium. Näheres dazu von Lothar Martin.

Der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld empfahl seinem tschechischen Amtskollegen bei deren Zusammentreffen am Donnerstag in Brüssel, dass die Tschechische Republik den Kauf von 24 bis 36 Überschalljägern unterlassen sollte, falls dadurch in finanzieller Hinsicht die notwendigen Reformen innerhalb der Tschechischen Armee gefährdet sein könnten. Die Vereinigten Staaten haben halt die Befürchtung, dass sich die Armee der Tschechischen Republik mit diesem Projekt übernehmen könne, erklärte Tvrdík nach dem Treffen. Andererseits wies er jedoch das mögliche Vorurteil, die USA würden sich in die tschechische Verteidigungspolitik einmischen, wie folgt zurück: "Die Vereinigten Staaten schreiben uns nicht vor, wie wir die Armee der Tschechischen Republik auszurüsten haben. Und ganz sicher haben sie auch nicht die Absicht, sich in die Pläne zur Modernisierung unserer Streitkräfte einzumischen. Die Vereinten Staaten haben vielmehr ein Interesse daran, dass wir die Einsatzfähigkeit der dem NATO-Oberbefehl unterstellten tschechischen Einheiten im Rahmen unserer Verpflichtungen innerhalb der Allianz und anhand unserer finanziellen Möglichkeiten erfüllen können. Ich habe daher dem amerikanischen Verteidigungsminister versichert, dass die Tschechische Republik alles dafür tun wird, ein zuverlässiges und seriöses Mitglied der NATO zu sein."

Wie Verteidigungsminister Tvrdík weiter ausführte, würden es die USA viel mehr begrüßen, wenn wir bei der Umrüstung unserer Streitkräfte zunächst mit den Bodentruppen beginnen würden. Seinem Amtskollegen Rumsfeld - so Tvrdík - habe er im Gespräch entgegnet, dass die Tschechische Republik für Verteidigungszwecke immerhin 2,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) frei mache, was einer der höchsten Anteile am BIP unter den Mitgliedsstaaten der Allianz sei. Rumsfeld wiederum habe an das anhaltende Interesse der USA am Erwerb von tschechischen Übungsflugzeugen vom Typ L-159 für die amerikanische Marineschule erinnert. Wie man sieht, wollen nunmehr auch die Vereinigten Staaten ihre Position in der für die Tschechische Armee seit ihres Bestehens wohl wichtigsten Grundsatzfrage mit einem verlockenden Angebot untermauern.

Die Tschechische Republik muss sich in den nächsten Tagen oder Wochen wohl oder übel dazu bekennen müssen, ob ihr das Hemd näher sitzt als der Rock. Und zumindest eine Seite - die britisch-schwedische oder die US-amerikanische - wird man enttäuschen müssen. "Wir müssen sehen, was wir uns erlauben können," lautet dazu die lakonische Antwort von Verteidigungsminister Tvrdík.