Václav Havels Debüt als Filmregisseur – Dreharbeiten zu „Der Abgang“ sind in vollem Gange

Václav Havel (Foto: ČTK)

Václav Havels Abgang aus der Prager Burg war nicht sein letzter. Nachdem im Jahr 2003 seine Amtszeit als tschechischer Präsident endete, widmete sich der ehemalige Dissident wieder seiner eigentlichen Profession, dem Schreiben. Das Drama „Der Abgang“ (auf Tschechisch: Odcházení) ist Havels bislang letztes Werk. In Buchform erschien es im Jahr 2007, die Theaterpremiere fand im Februar 2008 statt. Nun begannen die Dreharbeiten an der filmischen Adaption von „Der Abgang“. Das Besondere: Václav Havel führt selbst die Regie.

Václav Havel  (Foto: ČTK)
Bei schönstem Sommerwetter begannen die Dreharbeiten im Garten einer Art-Déco-Villa im nordostböhmischen Česká Skalice. Lässig in Jeans und T-Shirt und unaufgeregt gibt Václav Havel die Regieanweisungen. Auf den ersten Blick scheint nichts darauf hinzudeuten, dass es für den Ex-Präsidenten eine Premiere ist. „Der Abgang“ ist Havels Debüt als Filmregisseur.

„Ich habe darüber nachgedacht einen anderen, mir nahestehenden Regisseur zu engagieren. Schließlich habe ich mich aber dazu durchgerungen, es selbst zu machen.“

Havels Schauspieler sind voll des Lobes für den Debütanten.

„Er besteht strikt auf dem Text. Da darf nicht ein einziges Wort geändert werden. Und das ist richtig, denn es ist kein realistischer Text. In ihm spiegelt sich die genaue Gestalt seiner Gedanken wider. Es wäre schade, das zu verderben“, sagt Josef Abrhám, der die männliche Hauptrolle spielt. Havel stehen eine Reihe erfahrener Mitarbeiter zur Seite. Kameramann Jan Malíř wurde im Jahr 2000 für den Oscar nominiert. Der Film ist bis in die Nebenrollen mit hochkarätigen tschechischen Schauspielern besetzt.

Václav Havel und Eva Holubová  (Foto: ČTK)
Die Handlung lässt sich wie folgt umreißen: Die Hauptfigur, ein gewisser Dr. Vilem Rieger, hat als Kanzler lange Jahre die Sonnenseite der Macht genossen. Nun muss er seinen Posten räumen. Ein Verlust, mit dem er nur schwer fertig wird. Weitere, auch private, Konsequenzen folgen. Havel verarbeitet in „Der Abgang“ selbstironisch Erfahrungen aus seiner politischen Karriere. Im Theater lief das Stück mit großem Erfolg im In- und Ausland. Die Dreharbeiten zum Film begannen am 1. Juli, nachdem der letzte Vorhang im Prager Theater Archa gefallen war.

„Ich habe ein wenig gezögert, weil das Stück noch nicht im Theater ausgelaufen war. Wir wollten nicht dem Theaterleben des Stückes vorgreifen. In einigen ästhetischen Dingen vermittelt der Film ein anderes Gefühl.“

Josef Abrhám  (Foto: ČTK)
Seine größte Sorge sei nun, so Havel, ob es gelingt den Zeitplan für die Dreharbeiten einzuhalten. Diese sollen am 21. August abgeschlossen sein. Der Kinostart von „Der Abgang“ ist für März 2011 geplant.