Verbieten die Sozialdemokraten sich selbst?
Das Tauziehen um die Regierungsbildung bekommt eine neue Arabeske: Die Sozialdemokratische Partei soll verboten werden. Das jedenfalls hat die Kleinpartei SNK-Europäische Demokraten beim Prager Regierungsamt beantragt. Der spektakuläre Schritt folgt aus einem langjährigen Streit der SNK-ED mit dem sozialdemokratischen Finanzminister Bohuslav Sobotka über die Erstattung von Wahlkampfkosten. Einer der Haken bei der Sache: die Sozialdemokraten müssten sich selbst verbieten. Thomas Kirschner berichtet.
"Grund ist, dass die CSSD nicht davor zurückschreckt, die Verfassung zu verletzten und den freien Wettbewerb der Parteien zu beschränken. Durch ihren ersten Vizevorsitzenden, Finanzminister Bohuslav Sobotka, missbraucht sie die Staatsmacht. Der Minister versucht, die politische Konkurrenz zu unterdrücken und ignoriert die Entscheidungen des Verfassungsgerichtes. Die CSSD benutzt die Staatsmacht für eigene Ziele und verhindert einen freien Streit der Parteien um die Wählerstimmen. Damit erfüllt sie die Definition einer Partei, deren Tätigkeit laut Gesetz verboten ist."
Minister Sobotka weist aber Manipulationsvorwürfe zurück - es handele sich um ein Verwaltungsverfahren, das keine politischen Hintergründe habe. In einer offiziellen Stellungnahme weist das Ministerium auf die Verfassung der SNK-ED als "Vereinigung politischer Parteien und unabhängiger Kandidaten" hin - Anspruch auf Wahlkampkostenerstattung hätten aber nur Parteien und Bewegungen, die ihre Kandidaten selbst oder in einer formellen Koalition aufstellen. Diesen Standpunkt hat inzwischen allerdings nicht nur Ombudsmann Otakar Motejl, sondern auch das Oberste Verwaltungsgericht zurückgewiesen.
Der Antrag über das Verbot der Sozialdemokraten soll nun zeigen, dass die SNK-ED bereit ist, zu kämpfen. Innerhalb von 30 Tagen muss das sozialdemokratisch geführte Kabinett über die Eingabe entscheiden - Ausgang vorhersehbar. Interessanter ist eine zweite Variante: Lässt das Kabinett die Frist nämlich verstreichen, geht das Entscheidungsrecht an Präsident Vaclav Klaus über. Für den ODS-Ehrenvorsitzenden gab es sicher Zeiten, in denen er an einer Welt ohne Sozialdemokraten Gefallen gefunden hätte. Jetzt aber braucht er die CSSD für seine Wiederwahl ins Präsidentenamt im Januar 2008.