Verheugen gegen internationale Temelin-Konferenz

Günter Verheugen

Das Europäische Parlament hatte eine internationale Konferenz zum Thema AKW Temelin und diesbezügliche Ausstiegsmöglichkeiten vorgeschlagen. Was von Umweltschützern und Temelingegnern begrüßt wurde, rief bei der tschechischen Regierung entschlossenen Widerstand hervor. Nach einem Gespräch mit dem EU-Chefunterhändler der tschechischen Regierung, Pavel Telicka, äußerte sich am Montag EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen zu dem Thema. Olaf Barth berichtet.

Günter Verheugen sprach sich laut der tschechischen Nachrichtenagentur CTK gegen eine solche internationale Temelin-Konferenz aus. Da Tschechien selbst eine derartige Veranstaltung nicht wolle, könne auch er sie nicht unterstützen, hieß es weiter. Stattdessen fordert er eine schnelle Beendigung des Melker Prozesses - also der im österreichischen Melk im vergangenen Jahr von den Regierungschefs Tschechiens und Österreichs festgelegten Untersuchungen und Verhandlungen bezüglich des umstrittenen AKWs Temelin. Der Melker Prozess sei zudem ein voller Erfolg, die Sicherheitsstandards Temelins seien dadurch verbessert worden, urteilte der EU-Erweiterungskommissar.

Nun ziehen die Temelingegner gegen Verheugen zu Felde. Greenpeace zeigte sich über Verheugens Worte empört und verlangte, dass er im Interesse Österreichs und Deutschlands auf eine internationale Konferenz bestehe. Andere Temelinwidersacher gingen soweit, Verheugen eine atomfreundliche Haltung zu unterstellen und in Österreich wurden wieder Stimmen laut, die forderten, eine Aufnahme der Tschechischen Republik in die EU zu unterbinden.

Und was meint Dana Kuchtova, Sprecherin der tschechischen Anti-Temelinbewegung "Südböhmische Mütter" zu den Aussagen des Günter Verheugen?

"Günter Verheugen ist für mich und für viele Atomkraftgegner eine große Enttäuschung. Wir haben ihm nämlich zum Thema Temelin schon mehrere Briefe geschrieben und wir haben ihn auch um Treffen und Diskussionen gebeten. Aber wir haben nie eine Antwort bekommen, er hat sich auch nie etwas erklären lassen - z.B. darüber, dass ein Drittel der tschechischen Bevölkerung gegen das AKW Temelin ist oder über technische Mängel oder ökologische oder ökonomische Probleme.

Zu der gestrigen Äußerung von Günter Verheugen möchte ich nurb sagen, dass das wahrscheinlich in dem gleichen Sinne ist, wie einige vorherige Handlungen Verheugens in Bezug auf Temelin. Er geht immer den leichteren Weg. Es war doch zu erwarten, dass die offiziellen tschechischen Stellen nicht für eine Ausstiegskonferenz seien werden. Eine Ausstiegskonferenz ist aber unserer Meinung nach eine sehr gute Lösung - eine objektive Bewertung der Möglichkeiten, was billiger ist und damit ökonomisch sinnvoller."

Laut Verheugen wurde jedoch all dies bereits im Laufe des Melker Prozesses ausreichend beurteilt.

Autor: Olaf Barth
abspielen