Verkehrsminister unter Beschuss tritt zurück – Zweifel am neuen Kandidaten
Das Verkehrsministerium ist der Schleudersitz der tschechischen Regierung: Zehn Ressortchefs innerhalb von fünf Jahren lautet die Bilanz, nachdem am Mittwoch Antonín Prachař zurückgetreten ist. Doch an dessen möglichen Nachfolger werden schon im Vorfeld gewisse Zweifel laut.
„Auf der einen Seite ist es Antonín Prachař gelungen, den Aufkauf von Grundstücken für den Autobahn-Ausbau wieder in Gang zu bringen und die Verhandlungsposition des Staates gegenüber den Baufirmen zu stärken. Auf der anderen Seite haben sich viele Unzulänglichkeiten gezeigt: Seine Kommunikation mit dem Abgeordnetenhaus war schlecht, in der wichtigen Autobahn- und Straßendirektion häuften sich die Personalprobleme, und die Ausschreibung für den Betreiber der Lkw-Maut wurde ständig hinausgeschoben. Daher war es an der Zeit für einen Wechsel.“
Es gibt aber auch Stimmen, die einen erneuten Wechsel an der Spitze des Ministeriums kritisch sehen. Und diese kommen nicht nur aus der Politik. Petr Moos ist Verkehrsexperte an der Prager Technischen Universität und war 2009 innerhalb der sogenannten Beamtenregierung selbst Leiter des Ressorts:
Nun kommt also der zehnte Ressortchef in fünf Jahren. Ano-Parteichef Andrej Babiš schlägt einen ausgesprochenen Fachmann vor. Doch genau dort beginnt auch das Problem. Dan Ťok war bis Mittwoch ausgerechnet Generaldirektor der Baufirma Skanska, sie ist einer der wichtigsten Kunden des Staates bei öffentlichen Aufträgen. Politiker der Opposition äußerten deswegen hämisch, die Partei Ano wolle den Bock nun zum Gärtner machen. Denn Skanska und der tschechische Staat führen zudem einen Rechtsstreit um die Höhe der Kosten für den Bau der Autobahn D47. Doch der 55-jährige mögliche neue Minister versichert, dass seine bisherigen Verbindungen im neuen Amt keine Rolle spielen werden:„Falls ich Verkehrsminister werde, dann sind der Staat beziehungsweise die Steuerzahler meine Arbeitgeber. Ich werde mich dann von Skanska fernhalten müssen, das sind dann die ehemaligen Kollegen. Und über Angelegenheiten wie das Rechtsverfahren zwischen Baufirmen und Staat wird durch ein unabhängiges Gericht beziehungsweise ein Schlichtungsverfahren entschieden werden.“
Ano-Parteichef Babiš glaubt außerdem, dass Ťok gerade wegen seiner Herkunft aus dem Bauwesen im Vorteil sei. Er genieße in der Branche großen Respekt. Doch beim sozialdemokratischen Koalitionspartner sind nicht alle von der Personalentscheidung überzeugt. Nun wird darauf gewartet, was Parteichef und Premier Bohuslav Sobotka dazu sagt. Der Sozialdemokrat will sich aber erst nach einem Treffen mit Dan Ťok äußern.