Verlagerung von Firmensitzen verursacht Steuerausfälle in Milliardenhöhe

Einige tschechische Firmen verlegen ihren offiziellen Sitz ins Ausland, wegen geringem Investitionsschutz und hoher Steuern in Tschechien. Das Geld fehlt dann am Ende dem tschechischen Staat. Dieser hofft, durch die Finanzreform, den Trend zu stoppen.

Zypern und Holland sind die beliebtesten Ziele einiger tschechischer Unternehmer. Sie machen dort aber keinen Urlaub, sondern verlegen ihren gesamten Firmensitz in das eine oder das andere Land. Dort gibt es bereits Holding-Gesellschaften tschechischer Unternehmen, wie zum Beispiel der Firma PPF des Millionärs Petr Kellner und des Investmentunternehmens KKCG.

"Ein Grund für die Verlegung ins Ausland ist eine höhere Rechtssicherheit und der bessere Schutz von Auslandsinvestitionen",

sagt Dan Plovajko, Sprecher der KKCG. Vor allen Dingen locken aber die niedrigen Steuer. Bei der Auszahlung von Dividenden über die Außenstellen in Zypern oder Holland sparen die Firmen mehrere Milliarden Kronen, die in der tschechischen Staatskasse als Steuereinnahmen fehlen. Der Steuerausfall wird auf einige Milliarden Kronen geschätzt. Ein Teil des Geldes fließt aber auch zurück. In diesem Jahr haben im ersten Quartal tschechische Firmen, die in Holland und Zypern registriert sind, 17 Milliarden Kronen (etwa 607 Millionen Euro) in Tschechien investiert.

Das tschechische Finanzministerium will aber den Trend, dass große Firmen in die europäischen Steuerparadiese fliehen, durch die Reform der öffentlichen Finanzen stoppen, wie Veronika Hovorkova aus der Presseabteilung des Finanzministeriums erklärt:

"Selbstverständlich werden Firmen abwägen, ob sich die Verlagerung ins Ausland auch weiterhin bezahlt macht, wenn die Finanzreform erfolgreich umgesetzt wird und dadurch das Steuersystem vereinfacht und die Steuerlast reduziert wird."

Der Finanzanalytiker Michal Friedberger setzt allerdings keine großen Hoffnungen in die Steuerreform

"Meiner Meinung nach wird die Auswirkung der Reform nicht besonders groß sein. Soweit ich die Details der Reform kenne, muss ich sagen, dass das ganze eher Kosmetik ist und keine grundsätzliche Reform."

Der tschechische Staat versucht, wenigstens einen Teil des Geldes zurückzubekommen, das aus Tschechien abgeflossen ist. Vertreter des Finanzministeriums verhandeln mit Holland bereits seit längerem über den Abschluss eines Vertrags über doppelte Besteuerung. Dadurch soll verhindert werden, dass tschechische Firmen zwar in Tschechien ansässig, aber in Holland registriert sind, um Steuern zu sparen. Die Verhandlungen ziehen sich aber in die Länge. Die Holländer begutachten bereits den vierten Vertragsentwurf und eine Unterzeichnung ist noch nicht in Sicht.