Vietnamesische Community zeigt Solidarität in der Corona-Krise

Foto: Jan Bartoněk, Archiv des Tschechischen Rundfunks

In Tschechien leben in etwa 61.000 Menschen aus Vietnam. Die Minderheit ist recht beliebt in Tschechien, denn die Vietnamesen gelten als freundlich und fleißig. Und diesen Ruf untermauern sie gerade jetzt wieder in dieser schweren Zeit der Corona-Krise. Die Besitzer hunderter vietnamesischer Lebensmittelläden in ganz Tschechien haben ihre Geschäfte mit einem roten Herzen markiert und bieten Rettungskräften unentgeltlich einen kleinen Imbiss an.

Foto: Jan Bartoněk,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Facebook der Initiative Sangu.eu
In der ostböhmischen Stadt Náchod ist der vietnamesische Inhaber eines Restaurants sogar noch einen Schritt weitergegangen – bei ihm bekommen die Angehörigen von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei ein ganzes Menü umsonst.

„Wir wollen mit dieser Aktion allen Rettungskräften unseren Dank aussprechen“, begründet der Sohn des Restaurantbesitzers, Tuan anh Nguyen, das großzügige Angebot. Und er erläutert auch, wie das Ganze funktioniert:

„Das Menü finden die Rettungskräfte im Internet. Dort können sie es auch bestellen, und wir machen es dann zum Abholen fertig. Oder aber man kommt selbst vorbei. Dann nehmen wir die Bestellung an der Tür entgegen und übergeben dort auch die Mahlzeit.“

Sein Angebot hat das Restaurant in den sozialen Netzwerken veröffentlicht und auch das Rathaus gebeten, auf die Aktion aufmerksam zu machen. Auf den ersten Kunden musste man am Donnerstag aber noch warten. Insgesamt glaubt Tuan anh Nguyen aber nicht, dass die nette Geste missbraucht werden könnte:

Illustrationsfoto: Petra Králová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
„Wir erwarten Menschen in einer Uniform der Polizei, der Feuerwehr oder Ähnlichem“, sagte der Vietnamese

Ihre unentgeltliche Hilfe bieten vietnamesische Geschäftsleute aber auch woanders an, zum Beispiel in einem Lebensmittelladen im unweit gelegenen Nové Město nad Metují. Für ihre Kunden haben die Ladenbesitzer auch Mundschutzbinden im Angebot, die von Angehörigen ihrer Familien genäht wurden.

„In erster Linie gibt meine Mutter den Mundschutz an ältere Leute, die keinen haben“, sagt der Sohn des Ladenbesitzers gegenüber einem Reporter des Tschechischen Rundfunks.

Und als der junge Vietnamese einer Rentnerin kostenlos eine Maske anbietet, ist die ältere Dame zunächst perplex. Nach einem kurzen Moment des Zögerns aber nimmt sie die Mundschutzbinde dankend an:

Foto: Václav Plecháček,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
„Sie sehen ja, wie verlegen ich bin, ich danke Ihnen sehr“, erwiderte die Rentnerin.

Ihre Solidarität aber haben die vietnamesischen Händler aus der Region um Náchod noch in einem anderen Fall gezeigt. Rund 50 Ukrainer haben in einem Bus vier Tage lang vergeblich auf ihre Heimreise gewartet, denn die Grenze nach Polen war geschlossen. Diesen gestrandeten Mitmenschen haben die Vietnamesen kostenlos Textilien angeboten. Doch wer glaubte, dass die Bedürftigen nun T-Shirts, Hosen und Jacken bestellen würden, der sah sich getäuscht. Die Ukrainer verlangten lediglich nach neuer Unterwäsche.