Vítězslava Kaprálová: Musikgenie in der von Männern dominierten Klassikwelt

Václav Kaprál, Vítězslava Kaprálová und Bohuslav Martinů

Vítězslava Kaprálová (1915–1940) war eine der bedeutendsten tschechischen Komponistinnen und Dirigentinnen des 20. Jahrhunderts. Obwohl sie mit nur 25 Jahren starb, hinterließ sie ein beeindruckendes Œuvre, das mehr als 40 Kompositionen umfasst.

Vítězslava Kaprálová | Foto: Poslední concertino/Tschechisches Fernsehen

Kaprálová wurde in Brno / Brünn in eine Musikerfamilie hineingeboren. Ihr Vater war Komponist und Lehrer, ihre Mutter, Viktorie Kaprálová, Opernsängerin. Vítězslava wuchs umgeben von Musik auf, und es zeigte sich schon sehr bald, dass sie außerordentlich talentiert war. Mit nur 15 Jahren ging sie ans Brünner Konservatorium, wo sie sich der Komposition und dem Dirigieren widmete. Mit ihrer Begabung überraschte sie laut den Überlieferungen auch erfahrene Dozenten.

Nach dem Studienabschluss in Brünn besuchte Kaprálová die Meisterklasse von Vítězslav Novák am Prager Konservatorium. Das Dirigieren lernte sie bei Václav Talich, einem der bedeutendsten tschechischen Dirigenten seiner Zeit. Kaprálová konnte sich bereits während des Studiums in Prag etablieren und wurde von der Fachöffentlichkeit geschätzt.

Internationaler Durchbruch

1937 erlangte Vítězslava Kaprálová einen ihrer größten Erfolge. Ihre „Militärsinfonietta“ wurde von der Tschechischen Philharmonie aufgeführt, und sie selbst dirigierte den Auftritt. Ein Jahr später wurde das Stück vom Orchester der BBC im Rahmen eines Festivals der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik in London präsentiert. Kaprálovás Talent blieb auch vom tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Beneš nicht unbeachtet, der ihr sogar persönlich eine Ehrung zuteil werden ließ.

Paris, die Liebe und die unheilvolle Krankheit

Vítězslava Kaprálová und Jiří Mucha | Foto: Abteilung für Musikgeschichte des Mährischen Landesmuseums,  public domain

1937 erhielt Kaprálová ein Stipendium für ein Studium in Paris. Dort traf sie mit Bohuslav Martinů zusammen. Er wurde nicht nur ihr Mentor und Lehrer, sondern auch ihr Liebhaber – was Komplikationen mit sich brachte. Denn Martinů war bereits verheiratet. Und Kaprálová war zu der Zeit mit Rudolf Kopec verlobt. Das Ehegelübde kündigte sie später jedoch auf.

Im Frühjahr 1939 lernte Kaprálová in Paris Jiří Mucha kennen, den Sohn des Malers Alfons Mucha. 1940 heirateten die beiden. Das neue Eheglück währte jedoch nicht lange. Vítězslava Kaprálová erkrankte an Tuberkulose und starb noch im selben Jahr im Alter von nur 25 Jahren.

Kaprálovás musikalisches Erbe lebt weiter

Trotz ihres kurzen Lebens hinterließ Kaprálová ein außerordentliches Werk, das Musiker auf der ganzen Welt bis heute inspiriert. Ihre Stücke sind emotionsreich, dramatisch und lyrisch. Sie zeugen von der einzigartigen musikalischen Handschrift Kaprálovás.

Bohuslav Martinů schrieb nach ihrem Tod:

„Sie wurde uns noch zu Beginn ihres Lebens entrissen. Es ist eines der Dinge, die ich bis heute nicht begreifen, mir nicht erklären kann.“

Heute gilt Vítězslava Kaprálová auch als eine Persönlichkeit, die weiteren Generationen von Musikerinnen den Weg bereitet hat. Ihre Kompositionen werden weiterhin gespielt, und ihre Lebensgeschichte kann eine Inspiration für all jene sein, die Grenzen überwinden und sich in einer Welt voller widriger Umstände durchsetzen wollen.

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