Vom heiligen Adalbert gegründet: Benediktinerkloster Břevnov
In der tschechischen Hauptstadt gibt es wenige Orte mit einer so langen und bewegten Geschichte wie das Benediktinerstift Břevnov. Das Kloster entstand in der Zeit des Fürsten Boleslav II., das ganze Areal wurde in der Barockzeit erweitert und umgebaut.
„Wir sollen beten und arbeiten. Mit dem Gebet ist es einfach: Wir beten in der Gemeinschaft im Chor hier in der Kirche regelmäßig jeden Tag von Anfang an – seit der Gründung bis heute. Was die Arbeit betrifft, das ist eine andere Frage: Die Arbeit der Mönche ist von der Zeitepoche abhängig, in der die Mönche leben, sowie von den Bedürfnissen der Kirche und der Gesellschaft. Am Anfang waren die Benediktinermönche immer Missionare. Dies gilt nicht nur für Deutschland, wo der Benediktiner und Bischof, der heilige Bonifatius die Kirchenstruktur gründete. Das gleiche gilt auch für Mitteleuropa: Die Mission in Mitteleuropa ist mit eben mit dem heiligen Vojtěch / Adalbert und mit den ersten Mönchen aus dem Kloster Břevnov eng verbunden.“
Der Gründer des Klosters Břevnov, der heilige Adalbert, wird auch in Ungarn und in Polen verehrt. Die Mönche von Břevnov wirkten als Missionare in Ungarn und in Polen, wo sie Klöster und Bistümer gründeten. In Böhmen wurden von Břevnov aus weitere Benediktinerstifte gegründet: zum Beispiel das Stift in Broumov / Braunau in Ostböhmen oder das Stift in Rajhrad / Reigen unweit von Brünn.„Man kann sagen, dass wir eine ´Mutterabtei´ für weitere Häuser in Mitteleuropa sind. Das erläutert auch den Ehrentitel - die Erzabtei. Damit wird das erste Kloster im Land oder in einer Region bezeichnet.“
Im vergangenen Jahrhundert wurden bei den archäologischen Ausgrabungen unter dem Chorraum der Barockkirche romanische Baufragmente gefunden. Die Krypta ist heutzutage zugänglich. Die ursprünglich romanische Kirche sowie das Konventgebäude wurden während der Gotik erweitert und umgebaut. Im Laufe der Hussitenkriege ist das Kloster aber ausgeplündert und niedergebrannt worden, wie der Benediktiner weiß:
„Die Mönche sind nach den Hussitenkriegen zurückgekehrt. Die wirtschaftliche Lage des Landes und vor allem der Klöster war damals aber sehr miserabel. Die Benediktiner hatten keine Mittel, um etwas Neues aufzubauen. Sie hatten die Klosterruinen einigermaßen renoviert und hier als eine kleine Gemeinschaft gelebt. Sie wollten und durften diesen Ort nicht aufgeben. Denn das war ein bedeutender Ort, der mit der Persönlichkeit des heiligen Adalberts verbunden war.“
Erst nach fast 300 Jahren wurde das Kloster wieder aufgebaut. Die heute kunsthistorisch bedeutende Barockanlage entstand in den Jahren 1708 – 1740. Bruder Aleš:
„Unsere Klosterkirche und das Klostergebäude wurde von der Architektenfamilie Dientzenhofer erbaut. Die Familie stammte aus Oberbayern und war später in Franken und zuletzt in Böhmen tätig. In Prag gibt es mehrere Bauwerke von Christoph Dientzenhofer sowie von seinem Sohn Kilian Ignaz. Die St. Margarethenkirche sowie das Kloster sind ein Meisterwerk dieser Architekten. In Deutsch kann man es als ein Gesamtkunstwerk bezeichnen. Der Architekt hatte nicht nur den Bau entworfen, sondern kümmerte sich um alles, was mit dem Bau verbunden war, d. h. das Interieur, die Ausstattung, die Altäre, die Fresken und Stuckarbeiten. Ich möchte noch zwei Barockkünstler erwähnen, die sich an der Gestaltung der Kirch beteiligten: ersten den Maler Petr Brandl, der der bekannteste Maler der Barockzeit in Böhmen überhaupt ist. Unsere Kirchengemeinde ist stolz darauf, dass es in der Kirche sieben sehr wertvolle Gemälde von Brandl gibt. Neben der Nationalgalerie hat eben unser Kloster die größte Sammlung von Werken von Petr Brandl. Die böhmische Barockkunst war ein Ergebnis vom Zusammenwirken verschiedener, nicht nur böhmischer, Elemente. Die Kirche und das Kloster stellen ein gutes Beispiel dafür: Familie Dientzenhofer stammte aus Oberbayern, der Künstler, der die Holzschnitte schuf, war ein Lausitzer Sorbe, der Künstler, der die wunderschönen Fresken auf der Decke malte, stammte aus Österreich, Petr Brandl war ein Böhme, und schließlich der Kaisersaal im Klostergebäude wurde von zwei Brüdern aus München geschmückt.“
Die Altargemälde in St. Margarethe stammen von Petr Brandl, die Deckenmalerei von Johann Jakob Stevens von Steinfels. Und Cosmas Damian Asam schuf unter anderem ein Deckenfresko im Prälatensaal, welches das Wunder des heiligen Gunther darstellt. Dieser Heilige, der auf Tschechisch Vintíř heißt, wurde 1045 in Břevnov bestattet, erzählt der Dominikaner und macht auf einen der Seitenaltäre in der Barockkirche aufmerksam:
„Jetzt stehen wir in der Barockkirche vor dem Altar des heiligen Gunther. Der heilige Gunther ist für uns ein wichtiger Heiliger. In der katholischen Welt ist er jedoch fast unbekannt – bis auf zwei Regionen – den Bayerischen Wald und den Böhmerwald. Gunther wird als Schutzheilige des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes verehrt. Er war Mönch aus der Abteil Niederalteich an der Donau und später der Gründer der Abtei Rinchnach unweit von Zwiesel und am Ende war er ein frommer Einsiedler in Dobrá Voda / Gutwasser bei Hartmanice / Hartmanitz im Böhmerwald. Er ist in Böhmen gestorben. Als Benediktinermönch wurde er in Břevnov bestattet. In der Kirche ist bis heute die Originalgrabplatte zu sehen, und seine Reliquien wurden in einen Altar gelegt. Das Altargemälde stellt die letzte Kommunion des Einsiedlers Gunther dar. Das Gemälde ist eines der schönsten Werke von Petr Brandl überhaupt. Zu sehen ist der Prager Bischof Severus, der Gunther die heilige Kommunion reicht. Der Bischof wird von Fürst Oldřich / Udalrich begleitet. Die Szene spielt sich in der Einsiedlerei im Böhmerwald ab.“
In Břevnov kann man nicht nur die romanische Krypta und die Barockkirche der heiligen Margarethe, sondern auch einen Teil des Klostergebäudes besichtigen.Mehr über die Klosterräume sowie die Geschichte der Benediktiner von Břevnov im 20. Jahrhundert erfahren Sie in einer der nächsten Ausgaben des Spaziergangs durch Prag.