Vom Tischler bis zur Tierärztin - Prager Schüler machen Betriebspraktikum in Hamburg
Für 14 Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums in Prag ging es im April nach Hamburg. Dort absolvierten sie ein Betriebspraktikum und wohnten bei Gastfamilien. Vergangene Woche berichteten die Schüler der 11. und 12. Klassen von ihren Erfahrungen bei einer Präsentation.
„Ich habe zwei Austausche für die Unter- und Mittelstufe organisiert. Bei der Oberstufe habe ich mir gedacht, dass es so kurz vor dem Abitur vielleicht sinnvoll wäre, wenn die Schüler auch mal praktisch arbeiten. Sie werden an der Schule mit Theorie vollgestopft, aber man weiß nicht, ob das dann auch in der Praxis Wirkung zeigt.“
Schüler, die sich für ein Betriebspraktikum interessieren, melden sich bei Frau Seidel und äußern Wünsche, wo sie gerne arbeiten würden. Das Praktikum ist allerdings nicht verpflichtend und nur wer Lust hat, macht mit.„Wir hatten uns gut überlegt, ob das Praktikum freiwillig oder verpflichtend sein soll. Aber ich denke, die freiwillige Basis ist ganz hilfreich, da dann einfach eine größere Motivation herrscht.“
Die deutsche Partnerschule bei dem Projekt ist das Immanuel-Kant-Gymnasium in Hamburg-Harburg. Gemeinsam mit einem Hamburger Lehrer macht sich Frau Seidel auf die Suche nach geeigneten Praktikumsplätzen. Dabei stoßen sie bei vielen Arbeitgebern zunächst auf Ablehnung.
„Es ist natürlich wahnsinnig schwierig für einen Hamburger Betrieb einen tschechischen Schüler aufzunehmen, den er überhaupt nicht kennt, noch nie gesehen hat und von dem er nicht weiß, wie gut er Deutsch spricht. Deshalb mussten wir da ganz viel Überzeugungsarbeit leisten.“Die Betriebe, in denen die 16 bis 19-Jährigen in diesem Jahr erste Berufserfahrung sammeln konnten, reichten vom Reisebüro bis zum archäologischen Museum. So war für jeden der Schüler etwas dabei.
„Wir gucken wirklich, dass die Auswahl bunt gemischt ist, da die Interessen der Schüler auch ganz unterschiedlich sind. In diesem Jahr hatten wir eine Schülerin dabei, die unbedingt in einer Konditorei/Bäckerei arbeiten wollte und wir haben es geschafft, auch dort einen Platz zu bekommen. Dann gibt es Schüler, die im Bereich Werbung etwas machen wollen. Wir versuchen also wirklich ganz breit gefächert und nach den Interessen der Schüler Praktikumsplätze zu finden.“
Die 19-jährige Alisa machte ihr Praktikum in einer Kreativagentur. Dort wurde sie schnell in den Arbeitsalltag eingeführt und konnte die Kollegen unterstützen.„Für mich war das Praktikum sehr wichtig, da ich später mal Kommunikationswissenschaften studieren möchte. Deshalb war die Arbeit in einer solchen Agentur eine Traumstelle für mich. Jetzt weiß ich auch, dass mir diese Arbeit Spaß macht und ich in diesem Bereich später arbeiten möchte.“
Untergebracht waren die tschechischen Praktikanten bei ihren Austauschpartnern des Immanuel-Kant-Gymnasiums. Diese kommen im September nach Prag, um hier ein Sozialpraktikum zu absolvieren.