Von der Slapstick-Sonate zum Sprachen-Strampeln – Programm in Berlin

La Putyka (Foto: Offizielle Facebook-Seite der Gruppe La Putyka)

Nach der Sommerpause geht es im Tschechischen Zentrum in Berlin nun wieder los. In den kommenden Wochen ist von Musik über Zirkus und Bildende Kunst bis zu Film und Sprache alles dabei. Eine Übersicht über die wichtigsten Veranstaltungen nun von der stellvertretenden Direktorin des Zentrums, Christina Frankenberg.

Cirk La Putyka - 'Slapstick-Sonate' | Foto: Cirk La Putyka
Frau Frankenberg, wir kennen natürlich die großen tschechischen Schriftsteller oder die Komponisten. Dass es aber auch gute Artisten und Clowns aus Tschechien gibt, das ist vielleicht nicht so vielen unserer Hörer bekannt. Aber Anfang September kann man sich davon überzeugen. Und zwar kommt der Cirk La Putyka. Was ist zu diesem Ensemble zu sagen, und wo kann man den Cirk La Putyka erleben?

„Den Cirk La Putyka wird man beim Ersten Berlin Circus Festival erleben können. Diese Gruppe gibt es seit 2009, sie ist also noch nicht so sehr alt. Die bei La Putyka mitwirkenden Künstler haben sich vorgenommen, die Grenzen zu überwinden zwischen verschiedenen Genres. Ihre Darbietungen sind daher ein Mix von Akrobatik, Modernem Tanz, Puppentheater, Konzert und Sport. Seit ihrem Bestehen hat die Gruppe eigentlich jedes Jahr eine neue Vorstellung herausgebracht, alle in diesem Genre-Mix. Und von diesen Vorstellungen werden die Künstler die ‚Slapstick-Sonate‘ in Berlin zeigen. Man muss sich das als ganz modernen Zirkus vorstellen, eine Verbindung von Akrobatik auf höchstem Niveau, von Mozart-Sonaten und grotesker Komödie wie aus der Stummfilmzeit. Bei dieser Vorstellung handelt es sich um eine finnisch-tschechische Koproduktion. Der Regisseur ist ein Finne, und die mitwirkenden Künstler sind Tschechen. Zu erleben ist der Cirk La Putyka vom 4. bis 6. September zu unterschiedlichen abendlichen Uhrzeiten. Die Vorstellungen finden auf der ‚Schatzinsel‘ statt, die wird in der Köpenickerstraße 2-4 in Kreuzberg errichtet. Und wenn schlechtes Wetter sein sollte, dann lädt das Festival in ein Zirkuszelt. Die genauen Veranstaltungsdaten kann man auf unserer Homepage finden.“

Am 11. September starten Sie im Tschechischen Zentrum eine neue Veranstaltungsreihe: Wilhelmstr./unplugged. Was verbirgt sich dahinter?

„Musik aus Tschechien, unplugged in der Galerie“

„Wir wollen – beginnend im September – mehr oder weniger regelmäßig Musikgruppen aus Tschechien präsentieren, die dann unplugged spielen, also ohne jegliche elektronische Verstärkung und ohne Mikrophon. Sie treten stattdessen etwas leiser mit akustischen Instrumenten bei uns in der Galerie auf. Der erste Gast ist die Band Vobezdud, sie besteht seit 2003. Damals war handelte es sich um eine reine Mädchenband, die vor allem im Prager Stadtteil Karlín aufgetreten ist und nur akustisch gespielt hat. Inzwischen ist die Band größer geworden, es gibt acht Mitglieder. Die drei Frontfrauen sind aber von der ursprünglichen Besetzung übriggeblieben. Die Band hat mittlerweile zwei CDs herausgebracht und kombiniert Elemente von Folk, Chanson, Pop, Punk und Weiterem. Sie sind dann am 11. September bei uns in der Galerie zu hören, ab 20 Uhr.“

Vobezdud  (Foto: Archiv von Vobezdud)
Die Ausstellung Geo Ego hat Ihre Kollegin Katharina Meyer kurz vor den Sommerferien schon vorgestellt. Im September aber kann man die Künstlerinnen und Künstlern selbst auch befragen…

„Am 19. September ab 15 Uhr werden alle Mitwirkenden in Berlin noch einmal bei einem Künstlergespräch zu sprechen sein. Diese fünf tschechischen Malerinnen und Maler – Tomáš Bárta, Vladimír Houdek, Alžběta Říhová, Daniel Vlček und Monika Žáková – sind alle Vertreter der geometrischen Abstraktion. Ihre Ausstellung ist im Sommer eröffnet worden und läuft noch bis zum 10. Oktober. Wir machen am 19. September noch einmal darauf aufmerksam, weil das gesamte Wochenende in Berlin der Bildenden Kunst verschrieben ist. Da finden nämlich vom 17. bis 20. September mehrere Kunstmessen statt, zum Beispiel ABC, Arts Berlin Contemporary und Berliner Liste. Und das Wochenende ist auch das Gallery Weekend, an dem viele Galerien für Besucher geöffnet haben. Wir werden dann quasi auch Teil des Netzwerkes sein.“

Ausstellung Geo Ego - Monika Žáková: Broken Shape M  (Foto: Archiv des Tschechischen Zentrums Berlin)
Mit dem Europäischen Tag der Sprachen soll die Mehrsprachigkeit gefördert werden. Er wird am 26. September begangen. Was hat das Tschechische Zentrum dazu vorgesehen?

„Der Tag der Sprache wird am 26. September begangen, aber zusammen mit den anderen europäischen Kulturinstituten in Berlin wollen wir den Tag schon etwas vorfeiern, nämlich am 24. September. Da gibt es dann zusammen mit dem Berliner Eunic, also dem Zusammenschluss der europäischen Kulturinstitute, in der Stadt ein Programm mit dem Titel ‚Wir strampeln für die Mehrsprachigkeit‘: Kulturinstitute werden von 13 bis 18 Uhr Velotaxis durch die Stadt schicken. Diese Fahrradtaxis fahren vom Breitscheidplatz über den Potsdamer Platz zum Hackeschen Markt und machen so Werbung für die Sprachkurse, die alle Institute anbieten. Unterwegs gibt es an den drei genannten Stationen die Möglichkeit zu verschiedenen Sprachanimationen und Sprachspielen. Außerdem kann man an diesem Tag auch Minisprachkurse besuchen. Da kooperiert die Eunic Berlin und eben auch das Tschechische Zentrum mit mehreren Berliner Stadtteilbibliotheken und Grundschulen. Dadurch wird es an diesem Tag insgesamt 36 Kurse verschiedener Sprachen in 25 Stadtteilbibliotheken geben. Insgesamt rund 1000 Grundschüler sollen sich damit einen ersten Einblick in eine fremde Sprache verschaffen können. Unter anderem sind auch zwei Kurse des Tschechischen geplant. Weil ich ja gesagt habe, dass wir für die Mehrsprachigkeit strampeln und Werbung für unsere Sprachkurse machen, möchte ich auch nicht unerwähnt lassen, dass schon am 14. September bei uns im Zentrum die Sprachkurse beginnen. Man kann in 15 unterschiedlichen Kursen bei uns Tschechisch lernen.“

„Einige Direktorinnen und Direktoren wollen in die Pedale treten“

Zu den Velotaxis: Sitzen in diesen dann Mitarbeiter von Ihnen oder Sprachlehrer?

„Ja, da sollen diejenigen strampeln, die auch das Jahr über für die Sprachkurse strampeln. Das sind also diejenigen aus den Instituten, die für diese Kurse zuständig sind. Es haben zudem einige Direktorinnen und Direktoren der Kulturinstitute angekündigt, in die Pedale zu treten.“

Wir hatten Sprache, wir hatten Zirkus, wir hatten Musik. Noch nicht dabei war aber Kino: Was wird im Bereich tschechischer Film in den kommenden Wochen in Berlin laufen?

„Da möchte ich auf zwei Vorstellungen hinweisen. Zum einen beginnt bei uns im September wieder unsere Reihe ‚Doku-Montag‘, bei der wir am 14. September den tschechischen Film Jáma / My Home von Jiří Stejskal zeigen. Der Streifen führt in die Ukraine und erzählt von einer Bauernfamilie, die am Rande einer immer weiter wuchernden Plattenbausiedlung versucht, ihren Platz und ihren Grund und Boden zu verteidigen. Diese Vorstellungen möchte ich deshalb erwähnen, weil wir den Film zusammen mit dem Filmfestival Cottbus, das sich ganz besonders für mittel- und osteuropäische Produktionen interessiert, präsentieren. Im November findet nämlich das 25. Filmfestival Cottbus statt, mit dem Fokus ‚Europa der Städte‘. Mit unserer Vorstellung am 14. September wollen wir schon einmal einen kleinen Vorgeschmack liefern, der Programmdirektor Bernd Buda wird auch bei uns zu Gast sein und den diesjährigen Fokus vorstellen. Außerdem erwähnen möchte ich noch eine Veranstaltung am 25. September in Berlin, die den schönen Titel ‚Nebel über der Spree‘ hat. Dahinter verbirgt sich eine weitere Vorstellung des tschechischen Animationsfilms ‚Alois Nebel‘. Dem Filmteam wird nämlich in diesem September den Ehrenpreis des Georg-Dehio-Kunstpreises verliehen, gestiftet vom Kulturforum Östliches Europa. Und anlässlich der Preisverleihung wird der Film im Kino Krokodil noch einmal zu sehen sein. Vom Filmteam werden auch der Regisseur Tomáš Luňak anwesend sein sowie Jaroslav Rudiš, der das Drehbuch geschrieben hat, und Jaromír Švejdík alias Jaromír 99, der den Comic gezeichnet hat und für die Ausstattung des Filmes zuständig war. Nach der Vorstellung werden alle drei mit der Journalistin Bára Procházková diskutieren.“

Autor: Till Janzer
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