Von Josef Váchal inspiriert: „Bad für die Seele“ in Litomyšl
Die ostböhmische Stadt Litomyšl / Leitomischl ist eine der tschechischen Unesco-Städte. Das dortige Renaissanceschloss steht seit 1999 auf der Weltkulturerbeliste. Neben zahlreichen wertvollen Baudenkmälern hat die Stadt jedoch noch mehr zu bieten. Sie zog schon immer Künstler und Literaten an, die dort ihre Spuren hinterlassen haben. An die Tradition einer Stadt der Musen wollen die Bewohner von Litomyšl anknüpfen. Am kommenden Wochenende eröffnet die Stadt im übertragenen Sinn ihre erste Kursaison. Von nun an soll Litomyšl als „Lázně ducha“ – also als „Bad für die Seele“ – bekannt werden.
„Váchal bezeichnete seine Schilderung der Stadt als eine fromme Botschaft. Er schrieb, das altehrwürdige Litomyšl sei eine besondere Kultur- und Kurstadt, wo Zahnschmerzen mit Erfolg kuriert werden. Aber das dortige Bad werde, so der Literat, nur von den Einheimischen aufgesucht, und das Wasser trinke dort niemand. Es würden andere, viel bessere Getränke ausgeschenkt, so Váchal. Wir haben uns damals im Stadtrat gesagt, dass Litomyšl doch tatsächlich ein Kurort sein könnte.“
Seitdem sind aber mehr als zehn Jahre vergangen. Die Idee ist jedoch nicht in Vergessenheit geraten, auch wenn in der Zwischenzeit keine Heilquelle in Litomyšl gefunden wurde. Marie Venclová arbeitet im Portmoneum, dem Museum von Josef Váchal. Sie hat mit einigen Mitarbeitern die Idee einer virtuellen Kurstadt in die Tat umgesetzt. Litomyšl hält sie für einen Ort, an dem man vor allem geistige Kräfte schöpfen kann.
„Litomyšl hat einen Zauber, der auf alle Besucher wirkt. Das kommt wohl davon, dass die Stadt sehr gut erhalten ist und eine reiche Geschichte hat. Sie ist mit der Kirche der böhmischen Brüder verbunden, zudem spielte sie eine große Rolle in der Zeit der nationalen Wiedergeburt. In der Stadt wurde eine der ersten Druckereien im Land gegründet. Dies sind auch Gründe, warum die Bewohner auf ihre Stadt stolz sind. Die Bewohner setzten sich auch dafür ein, dass im Unterschied zu vielen anderen tschechischen Städten hier kein hässliches Kaufhaus im Zentrum erbaut wurde. Wichtig ist, dass die historische Stadt aber kein Freilichtmuseum, sondern ein lebendiger Ort ist.“ Und so soll auch die Idee der Kurstadt ohne Heilquelle mit Leben gefüllt werden: Marie Venclová zufolge wird an diesem Wochenende eine der Hauptstraßen von Litomyšl in eine Kurpromenade verwandelt, wo musiziert und Theater gespielt wird. Den Besuchern wird empfohlen, ein historisches Kostüm aus dem 19. Jahrhundert anzuziehen und einen kleinen Sonnenschirm oder einen Spazierstock mitzunehmen. Verteilt werden soll eine Kurzeitung, die über die Saisoneröffnung informiert. Und es wird auch ein spezieller Stadtplan herausgegeben, auf dem sozusagen die Kuranlagen verzeichnet sind: Galerien, Konzertsäle und Kneipen.