Vor 150 Jahren entstanden: Flößer-Verein „Vltavan“ in Prag
Über mehrere Jahrhunderte wurde auf der Moldau (Vltava) Holz befördert. Am 11. Juni 1871 gründeten Holzhändler im Gasthaus „U Hejduků“ in der Prager Neustadt mit „Vltavan“ einen der ersten Berufsvereine in Böhmen.
Bereits der böhmische König Vratislav I. führte im Jahr 1088 einen Zoll ein, den jeder Flößer zu entrichten hatte, der auf der Moldau Prag ansteuerte. Die eingenommenen Gebühren – genannt „výtoň“ – bekam das neugegründete Kollegiatkapitel St. Peter und Paul auf dem Vyšehrad. Erhoben wurde der Zoll am rechten Moldau-Ufer, in der (infolge des Hochwassers von 1890) erloschenen Siedlung Podskalí, direkt unterhalb des Vyšehrad-Felsens. Die Flößerei und der damit verbundene Holzhandel verliehen diesem Teil von Prag ein besonderes Flair.
Die Flößerei war körperlich sehr anstrengend und konnte aufgrund der unterschiedlichen Pegelstände der Moldau nur zu bestimmten Zeiten betrieben werden. In den Wintermonaten, als der Fluss zugefroren war, bestritten die Flößer ihren Lebensunterhalt mit dem Brechen von Eis, das sie dann an Prager Brauereien und Gasthäuser lieferten.
Erste Vereine nach Deutschem Krieg
Nach der Niederlage im preußisch-österreichischen Krieg trat Ende 1867 eine neue Verfassung in Kraft, die auch die „Vereins- und Versammlungsfreiheit“ ermöglichte. Auf ihrer Grundlage gründeten sich nach und nach unterschiedliche Arbeiter- und Selbsthilfe-Vereine.
Dem Gründungsausschuss des Vereins „Vltavan“ gehörten nicht nur die meisten Holzhändler an, sondern auch fortschrittlich denkende Angehörige böhmischer Adelsfamilien, die schon lange im Holzhandel und der Flößerei tätig waren. Dazu zählten etwa Adolf Joseph Fürst zu Schwarzenberg und Fürst Georg Christian von Lobkowitz. Laut Satzung sollten sich „Flößer, Fischer und Uferbewohner“ gegenseitig unterstützen.
Bei der ersten Mitgliederversammlung wurde ein Entwurf für eine Berufskleidung vorgestellt, die sich an den Matrosenanzügen der französischen Handelsmarine orientierte. Noch heute wird diese Tracht von Mitgliedern des Vereins bei feierlichen Anlässen getragen.