Immaterielles Unesco-Welterbe Flößerei: In Tschechien immer noch lebendig
Seit Donnerstag gehört die Flößerei zum immateriellen Welt-Kulturerbe. Die Unesco hat diese Tradition auf die entsprechende Liste gesetzt. Eines der sechs Länder, die den Antrag auf die Aufnahme als Welterbe gestellt haben, ist Tschechien.
Die Zeiten, als die Flößerei ein wichtiger Handelszweig war, sind längst vorbei. Ende des 19. Jahrhunderts hatte das Gewerbe seinen Höhepunkt auch in den Böhmischen Ländern. Doch die Tradition lebt in Tschechien wie in fünf weiteren europäischen Staaten weiter. Deswegen hat die Unesco am Donnerstag bei ihrer Tagung in Marokko entschieden, die Flößerei zum immateriellen Weltkulturerbe zu erklären. An der Moldau in Tschechien kümmert sich zum Beispiel der Verein Vltavan in Purkarec / Burgholz um den Erhalt des Wissens der Flößer…
„Der zuständige Unesco-Ausschuss hat anerkannt, dass wir weiter die Terminologie der Flößer verwenden sowie Flöße auf traditionelle Art bauen. Zudem tragen wir die alten Trachten. Wir pflegen also die jahrhundertealten Bräuche“, so der Vereinsgeschäftsführer Josef Nachlinger in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Gerade Vltavan Purkarec war einer der Initiatoren der Bewerbung bei der Unesco. Diese wurde bereits 2015 eingereicht. Und zwar zusammen mit fünf weiteren europäischen Ländern, konkret Deutschland, Österreich, Italien, Polen und Lettland. Dita Limová vom tschechischen Kulturministerium hat das Projekt begleitet:
„Die Bewerbung ist im Rahmen einer sehr schönen internationalen Zusammenarbeit aller europäischen Flößervereine entstanden. Das war einer der Punkte, den der Unesco-Ausschuss für das immaterielle Kulturerbe herausgestrichen hat. Und auch das Bewertungskomitee der Experten hat uns dafür gelobt, es hat uns als Beispiel guter Praxis internationaler Kooperation bezeichnet.“
Der wichtigste Wasserlauf für die Flößer in Böhmen war die Moldau. Vom Quellbereich im Böhmerwald bis nach Prag dauerte die Fahrt etwa drei Tage. Das war relativ kurz im Vergleich zu Deutschland, wo man aus dem Schwarzwald über den Rhein bis in die Niederlande gerne auch eine Woche lang unterwegs war. Am 12. September 1960 fuhr übrigens das letzte Floß auf der Moldau. Es brachte Holz an die Baustelle der Orlík-Talsperre. Gerade die Aufstauung des Flusses machte in der Folge die Flößerei auch technisch nicht mehr möglich.
Doch entlang der Moldau gibt es eben zahlreiche Vereine, die immer noch die Traditionen dieses Gewerbes pflegen. Dabei trägt man nicht nur die früheren Trachten und singt die speziellen Lieder der Flößer. Der Museologe Martin Šimša leitet das „Nationale Institut der Volkskultur“ im südmährischen Strážnice / Strassnitz:
„Die Kunst der Holzverarbeitung hat hierzulande in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren eine große Renaissance erlebt. Ganze Lehrbereiche beschäftigen sich sogar mit der Fertigung von Flößen. Das heißt, diese Technik wird auch jungen Schreinern vermittelt. Wir hoffen daher, dass die Flößerei nicht eingeht.“
Zugleich sagt Šimša aber auch:
„Der Eintrag in der Liste des immateriellen Kulturerbes ist allerdings kein Impuls dafür, nun Geld in den Bereich zu pumpen. Es handelt sich vielmehr um eine internationale Anerkennung. Und immer liegt es an den jeweiligen Interessierten, sich maximal um die Erhaltung der Traditionen zu bemühen – inklusive der Gewinnung neuer Mitglieder für die Vereine.“
Tschechien hat nun bereits acht Einträge in der Liste des immateriellen Welt-Kulturerbes. Außer der Flößerei sind dies unter anderem das Puppenspiel, der südostmährische Tanz „Verbuňk“ oder die Faschingsumzüge in Hlinsko auf der Böhmisch-Mährischen Höhe.