Vor 190 Jahren: Pferdeeisenbahn fährt erstmals zwischen Budweis und Linz
Die Pferdeeisenbahn zwischen České Budějovice / Budweis und Linz war der zweite Schienenstrang in Kontinentaleuropa nach der Bahnstrecke zwischen Saint-Étienne und Andrézieux. Ihr regulärer Betrieb wurde am 1. August 1832 aufgenommen.
Ganze 14 Stunden dauerte damals die Fahrt auf der Strecke zwischen Budweis in Südböhmen und der oberösterreichischen Hauptstadt Linz. Die 128 Kilometer lange Strecke diente vor allem dazu, Salz aus dem Salzkammergut nach Böhmen zu transportieren. Nur in den Sommermonaten wurden auch Personen befördert, allerdings war die Reise vergleichsweise teuer.
Die Pferdeeisenbahn machte insgesamt an zehn Bahnhöfen Halt, an sechs von ihnen wurden die Pferde getauscht. Obwohl die Waggons keinen großen Komfort boten, kamen sogar Kaiser Franz I. und Kaiserin Karolina Augusta am 21. Juli 1832 zur feierlichen Eröffnungsfahrt. Der regelmäßige Güterverkehr wurde zum 1. August des Jahres freigegeben.
An der Wiege der Eisenbahnlinie stand der deutsch-böhmische Mathematiker und Physiker Franz Joseph Gerstner. Geboren im nordböhmischen Chomutov / Komotau, war er Mitbegründer des Polytechnischen Instituts in Prag. Den Auftrag zur Umsetzung des Projekts erhielt jedoch erst sein Sohn Franz Anton von Gerstner. Allerdings plante dieser eine sehr aufwendige Variante mit vielen Eisenbahndämmen und Viadukten, sodass die Investoren unzufrieden wurden über die steigenden Baukosten. 1829 wurde er abgesetzt, und die Leitung des Projekts übernahm der erst 21 Jahre alte Ingenieur Matthias Schönerer aus Wien. Er ließ zwar kostengünstiger bauen, doch waren die Gleise wegen der engen Kurvenführung später nicht anderweitig nutzbar. Die Pferdeeisenbahn fuhr daher nur vier Jahrzehnte lang. Ende der 1860er Jahre wurde entschieden, die Strecke für eine normale Eisenbahn mit Dampflokomotive umzubauen.