Vor 80 Jahren begann die Deportation von Juden aus dem Protektorat in den Osten
Die Geschichte der jüdischen Bevölkerung im Protektorat Böhmen und Mähren ist mit dem Ghetto Theresienstadt und dem Konzentrationslager Auschwitz verbunden. Die Transporte in das Baltikum und auf das Gebiet des heutigen Belarus sind etwas in Vergessenheit geraten.
Die erste Deportation von Juden in den Osten erfolgte am 14. November 1941. In der tschechischen Öffentlichkeit fanden die Transporte keine große Beachtung. „Die Aktion verlief reibungslos“, konstatierte die Prager Polizei über einen von ihnen.
An das dunkle Kapitel der tschechischen Geschichte erinnert ein Dokumentarfilm von Regisseur Lukáš Přibyl aus dem Jahr 2008. „Zapomenuté transporty do Běloruska“ („Die vergessenen Transporte nach Belarus“) ist der zweite Teil einer vierteiligen Doku-Serie über die im Nordosten Europas gelegenen und weniger bekannten Zielorte der Deportationszüge. Zeitzeugen aus Böhmen und Mähren erinnern darin zusammen mit jenen, die von den Nazis auf das Gebiet des heutigen Belarus verschleppt wurden, an das Minsker Ghetto sowie an Maly Trostinez. Das Arbeits- und spätere Vernichtungslager war Teil einer Tötungsmaschinerie, die die Gegend in ein Massengrab verwandelte: Wer nicht zur Arbeit taugte, wurde liquidiert.
Nach der Auslöschung des Minsker Ghettos wurden die übrigen Häftlinge in die KZs Majdanek und Plaszow in Polen sowie anschließend in Konzentrationslager in Deutschland gebracht. Die Nazis deportierten etwa 22.000 Juden aus dem Protektorat nach Belarus. Lediglich 22 von ihnen überlebten.
Etwa 80.000 Juden, die auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik lebten, wurden von den Nazis während des Zweiten Weltkrieges ermordet.