Vor 95 Jahren wurde Mikuláš Medek geboren
In der Tschechoslowakei belegten die kommunistischen Machthaber Mikuláš Medek mit einem Ausstellungsverbot. Heute werden seine Gemälde für Millionenbeträge versteigert.
Medek gilt als einer der wichtigsten Vertreter der tschechischen modernen Malerei der Nachkriegszeit. Sein Frühwerk wurde vom Expressionismus und vom Kubismus bestimmt. Einen noch größeren Einfluss auf sein Schaffen hatten allerdings der Surrealismus und der Existentialismus. Ende der 1950er Jahre wandte sich Medek von seinen figurativen Arbeiten ab und konzentrierte sich immer mehr auf die abstrakte Malerei. Heute gehört er zu den herausragenden Vertretern der sogenannten Informellen Kunst.
Als Freigeist befand sich Mikuláš Medek mit der kommunistischen Diktatur im Dauerkonflikt. Anfang der 1950er Jahre begann sich die Realität des Kalten Krieges, des stalinistischen Terrors und der zunehmenden Perspektivlosigkeit in seinen Bildern niederzuschlagen. In späteren Werken wie „Spící IV“ („Schlafend“) oder „Nahý v trní“ („Nackt in den Dornen“), beide aus dem Jahr 1957, verschwimmen die Motive allmählich und werden geometrisch.
Medeks Gemälde hatten auch eine spirituelle Dimension. So schuf er großformatige Werke für die Innenräume von Kirchen. Zu den bekanntesten gehört der Altar im mährischen Jedovnice / Jedownitz – ein bläuliches Kreuz mit einer gelben Sonne in der Mitte. Darüber hinaus illustrierte der Maler auch Gedichte von Otokar Březina sowie zahlreiche Bücher, etwa von Vladmimír Holan („Babyloniaca“), Boris Pasternak („Doktor Schiwago“) oder Franz Werfel („Das Lied von Bernadette“).
Mikuláš Medek wurde am 3. November 1926 in Prag geboren. Er war der Sohn des Schriftstellers und Offiziers Rudolf Medek, der Enkel des impressionistischen Malers Antonín Slavíček und der Bruder des Musiktheoretikers und bekannten Dissidenten Ivan Medek. Am 23. August 1974 starb Mikuláš Medek, der an einer schweren Form von Diabetes litt, im Alter von nur 47 Jahren.
Sein Werk wurde erst nach dem Ende des Kommunismus einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Zu Lebzeiten landete der Maler mehrfach auf dem Index. Er durfte nicht ausstellen, öffentliche Aufträge blieben ihm verwehrt, und auch die Herausgabe seiner Monografie war verboten.