Vorbereitung auf Restaurierung: Forscher untersuchen Wandmalereien im Prager Emmauskloster

 Prager Emmauskloster

Im Kreuzgang des Prager Emmausklosters finden sich über 20 wertvolle Fresken aus dem 14. Jahrhundert. Die teils stark beschädigten Malereien werden derzeit im Detail untersucht, damit sie in Zukunft restauriert werden können. Beteiligt an dem Projekt sind Forscher von Hochschulen in Pardubice, Köln und Stuttgart.

Prager Emmauskloster | Foto: Archiv von UPCE

Jiří Vidman fotografiert im Prager Emmauskloster, das demnächst restauriert werden soll. An einer sechs Meter langen Teleskopstange ist seine Kamera befestigt, die Vidman mit einem Fernauslöser bedient.

„Wir gehen bei jedem Objekt auf diese Weise vor. Auch bei den hiesigen Wandmalereien fertigen wir zahlreiche Fotografien aus verschiedensten Winkeln an. Ein Computerprogramm errechnet daraus ein Modell, sodass am Ende ein Gesamtbild der Wand vorliegt.“

Prager Emmauskloster | Foto: Olga Vasinkevich,  Radio Prague International

Was Vidman da fotografiert, sind Bilder im Kreuzgang der Benediktiner-Abtei. Von einst 33 Darstellungen aus dem 14. Jahrhundert sind hier 26 erhalten geblieben. Die Fresken sind zweifelsohne beeindruckend. Doch sanierungsbedürftig seien sie auch, sagt Jan Vojtěchovský. Mit seinem Team von der Universität Pardubice nimmt der Restaurator aktuell eine Bestandsaufnahme der gotischen Abbildungen vor:

„Aufgrund verschiedener Einflüsse sind die Malereien relativ stark beschädigt. Hinzu kommt, dass in den 1960er Jahren zwei Gruppen von Restauratoren an den Bildern gearbeitet haben, was heute leider zu sehen ist.“

Kloster Emauzy nach der Bombardierung Prags  (Februar 1945) | Foto: Archiv von JUDr. Jaroslav Lašťovka

Die Unterschiede zeigen sich besonders deutlich bei zwei Malereien, die sich direkt nebeneinander befinden. Sie zeigen die Taufe und die Versuchung Jesu:

„Links sind die Farben kräftiger, das heißt, es wurde mehr Bindemittel verwendet. Auf der rechten Seite hingegen scheint das Bild trüber. Die weiße Szenerie wirkt wie ausgeblichen und grauer.“

Die Fresken wurden aber nicht nur durch die „Verschlimmbesserung“ in den 1960er Jahren in Mitleidenschaft gezogen. Beschädigt wurden sich auch durch einen Bombenabwurf zu Ende des Zweiten Weltkriegs.

Prager Emmauskloster | Foto: Archiv von UPCE

Bevor die Restaurierung jedoch richtig beginnen kann, müssen die Experten nicht nur den Zustand fotografieren und die bestehenden Schäden verzeichnen. Von Nöten ist auch herauszufinden, wie die Gemälde einst entstanden. Ganz sicher ist man sich dahingehend zwar noch nicht, Jan Vojtěchovský hat aber bereits eine Vermutung:

„Es handelt sich mit Sicherheit um keine klassische Kalkmalerei, wie sie zur damaligen Zeit üblich war. Vielmehr gehen wir davon aus, dass Öl- oder Kaseinfarben verwendet wurden.“

Die Vorbereitungsarbeiten im Kreuzgang des Emmausklosters werden drei Jahre dauern. Frühestens 2026 wird also feststehen, wie die Fresken erneuert werden sollen. Unterstützt werden die Restaurateure aus Pardubice bei ihren Forschungen auch von zwei Institutionen aus Deutschland: der Technischen Hochschule Köln und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Finanziert werden die Forschungsarbeiten an den Wandmalereien von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

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Autoren: Ferdinand Hauser , Tomáš Maleček
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