Vorbereitungen für Umzug der Galileo-Verwaltungsebene nach Prag in vollem Gang

Mit einem Tag Verspätung sind am Freitag die beiden ersten Satelliten für das europäische Satellitennavigationssystem Galileo gestartet. Dazu ist eine russische Sojus als Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana abgehoben und hat die Satelliten in ihre Umlaufbahn gebracht. Auch Tschechien ist an dem Großprojekt beteiligt. Die Verwaltung für das Galileo-System soll schon im Sommer nächsten Jahres nach Prag umziehen, die Vorbereitungen dafür sind in vollem Gang.

Europa muss derzeit gewaltige Aufgaben stemmen. Neben der Überwindung der Schuldenkrise, die enorm viel Geld verschlingt, soll unter anderem nun auch das ehrgeizige Projekt des Satellitennavigationssystems Galileo in Bewegung kommen. Schon vor dem Start haben allerdings jahrelange Verzögerungen im Zeitplan und massive Kostensteigerungen für Kritik gesorgt. Statt der anfangs geplanten 3,4 Milliarden Euro sollen es nun rund 5 Milliarden sein. Macht es also Sinn, dieses Projekt gerade jetzt zu starten? Der tschechische Regierungsbeauftragte für die Überwachung des Galileo-Systems in Prag, Karel Dobeš, sieht es so:

Karel Dobeš
„Wenn wir den Weltraum nicht erforscht hätten, dann hätten wir heute keine Mobiltelefone, keine Computer und ähnliches. Die Satellitennavigation ist Teil eines Komplettsystems, ohne das sie gewisse Informationen nicht erhalten können.“

Allerdings haben die Amerikaner mit GPS schon ein Navigationssystem geschaffen, das weltweit genutzt wird. Weshalb also noch die europäische Variante namens Galileo? Auch dazu hat Dobeš eine klare Meinung:

GPS
„Europa will wettbewerbsfähig bleiben und als Wirtschaftseinheit auch wirklich konkurrieren. In allen hochindustrialisierten Ländern weiß man, dass jede dieser Einheiten in der globalen Wirtschaft eine unabhängige Satellitennavigation benötigt. Sie stellt quasi die Kohle beziehungsweise das Erdöl der Zukunft dar.“

Unter diesem Gesichtspunkt ist die Europäische Weltraumorganisation (ESA) jetzt bemüht, bis zum Jahr 2014 insgesamt 18 Satelliten ins All zu schicken und betriebsbereit zu machen. Dazu erläutert Dobeš:

„In dem Moment, in dem diese 18 Satelliten arbeiten werden, ist die Funktionalität für alle Basisleistungen des Systems weltweit garantiert. Es können dann auch Serviceleistungen wie Save of Life angeboten werden, aber es werden noch nicht alle Dienstleistungen funktionieren. Das heißt, wir werden noch nicht die Garantie haben, dass sich unsere Investitionen schon amortisiert haben.“

Dafür müssen insgesamt 30 Satelliten in den Orbit gebracht werden. Dies möchte die ESA bis zum Jahr 2020 erreichen. Zu den relativ kurzfristigen Zielen, die beim Galileo-Projekt schon bis zum nächsten Jahr erreicht werden sollen, gehört der Umzug der Verwaltungsebene in ihr neues Hauptgebäude in Prag. Zum Stand der Vorbereitungen sagt Dobeš:

„Die Hauptaufgabe, die wir lösen müssen, ist die Einrichtung des Gebäudes. Das Gebäude unterteilt sich in zwei Bereiche – in normale Büros und in weitere Funktionsräume. Die Büroräume sind bereits fertig, das Finanzministerium hat sie ordentlich sanieren lassen. Zu den Bestandteilen von Galileo gehören aber auch gewisse Dinge, die der Geheimhaltung unterliegen. Das heißt, gegenwärtig wird bis ins Details geplant, wie die entsprechenden Funktionsräume umgebaut und eingerichtet werden.“