Vorstellung des christlichen Radiosenders Radio Proglas

Im Rahmen unseres heutigen Sonderprogramms - des weihnachtlichen Medienspiegels - möchten wir wieder einmal näher auf die tschechische Rundfunklandschaft eingehen und Ihnen die christliche Radiostation Radio Proglas aus Brünn ein wenig näherbringen. Am Mikrophon sind Robert Schuster und Marketa Maurova.

Die Tage rund um den Heiligen Abend sind wohl die einzigen im Jahr, wo sich auch im mehrheitlich atheistisch geprägten Tschechien die Kirchen und Gotteshäuser mit Menschen füllen. Die meisten kommen an Heiligabend zu den Christmetten. Viele, vor allem junge Menschen, werden dabei vielleicht durch eine gewisse Neugier geleitet. Für die älteren ist es oft eine Art Familien-Tradition zumindest einmal im Jahr an einem Gottesdienst teilzunehmen. Kurz gesagt, gerade zu Weihnachten lässt sich in den Gotteshäusern des Landes eine relativ bunte Mischung an Menschen ausmachen. Die Geistlichen und Prediger tragen dem in den meisten Fällen Rechnung und versuchen in ihren Predigten und Asprachen einen weiteren Kreis als gewöhnlich zu erreichen.

Würde man diese Erfahrung aus den Kirchen und Gebetshäusern auf die heimische Radiolandschaft übertragen, könnte man annehmen, dass auch Radio Proglas gerade zu Weihnachten - entweder aus Zufall oder mit Absicht - von Menschen eingeschaltet wird, die ansonsten nicht zu den regelmässigen Hörern des Senders zählen. Einige versprechen sich vielleicht von einer betont christlichen Radiostation, dass sie im Vergleich zu den übrigen kommerziellen Sendern authentischer bei der Vermittlung der Weihnachtsatmosphäre wirken könnte. Versuchen also die Brünner diesem Umstand irgendwie Rechnung zu tragen, etwa bei der Zusammensetzung des Programms während der Feiertage? Darüber unterhielten wir uns mit Filip Breindl, der Redakteur bei Radio Proglas ist:

"Wahrscheinlich werden uns auch zu Weihnachten vor allem unsere regelmässigen Hörer einschalten, oder diejenigen, die den Tipp von ihren Freunden und Bekannten erhielten. Aus vergangenen Jahren wissen wir von Fällen, wo uns Menschen zugehört haben, die auf einmal und völlig unerwartet allein waren und denen wir zumindest ein wenig helfen konnten. Sicherlich werden uns auch dieses Jahr Menschen zuhören, die krank sind oder in Gefängnissen einsitzen. Hinsichtlich der von ihnen angesprochenen Weihnachtsatmosphäre muss ich aber gestehen, dass wir aber erst am Heiligen Abend, nach dem Aufgang des ersten Sterns, d.h. ab dem späten Nachmittag, Weihnachtslieder spielen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt werden wir keine Weihnachtslieder ausstrahlen, denn wir wollen, das unsere Hörer die ganze Atmosphäre erst zum richtigen Zeitpunkt auskosten."

Meint Filip Breindl, auch wenn er dann hinzufügt:

"Sicherlich ist unser Programm zu Weihnachten feierlicher als sonst, damit es vor allem den Hörern Freude macht, die die Feiertage über im Kreis ihrer Familien verbringen werden. Aber wir werden auch an die Hörerinnen und Hörer denken, die nicht dieses Glück haben und an Weihnachten allein sein werden. Oft sind es auch Menschen, die nicht mehr mobil sind und für die sind dann vor allem unsere zahlreichen Gottesdiens-Übertragungen bestimmt. Ansonsten werden wir klassische und moderne Weihnachtsmusik spielen und auch die Geschichten, die Gedanken zum Tag und Interviews werden weihnachtlich gestimmt sein."

Gegründet wurde Radio Proglas vor acht Jahren und war zunächst nur in Brünn und dessen näherer Umgebung zu empfangen. Der Grund, warum gerade die mährische Metropole und nicht etwa Prag oder eine andere tschechische Stadt als Hauptstandort auserwählt wurden, ist relativ einfach: Die Bevölkerung der gesamten südmährischen Region gehört zu denjenigen, die sich auch trotz den jahrzehntelangen kommunistischen Indoktrinationsversuchen im Vergleich zu den übrigen Landesteilen ein relativ hohes Mass an Religiösität bewahrt hat. Da der Sender gänzlich auf Werbung verzichtet und sich nur über Spenden seiner Zuhörer finanziert, spielte sicherlich auch dieser wichtiger Aspekt in der Anfangszeit eine nicht unwesentliche Rolle. Künftig will sich die Radiostation auch nach anderen Finanzierungsquellen umsehen, wie Filip Breindl im folgenden erläutert:

"Wir leben aus den Gaben unserer Hörer, die in einem Freundeskreis unserer Rundfunkstation vertreten sind, in einer Art Klub. Die Mitglieder tragen zum Betrieb unserer Station bei, helfen aber auch den guten Namen unserer Station zu verbreiten. In Hinkunft wollen wir auch versuchen unseren Betrieb mit Hilfe von verschiedenen Stiftungen zu finanzieren."

Eng mit Mähren, bzw. der frühen Geschichte dieser Region, ist auch der Name der Station verbunden. Proglas ist nämlich die Bezeichnung eines im 9. Jahrhundert gedichteten Vorworts zu einer Evangeliumsübersetzung ins Slawische, deren Autorenschaft dem hl. Konstatin zugeschrieben wird. Die beiden byzantinischen und in Mähren wirkenden Brüder Konstantin und Method waren nicht nur die Schöpfer der altslawischen Sprache und Schrift, sondern auch die Väter der altslawischen Liturgie. Somit trugen sie während des frühen Mittelalters wesentlich zur Christianisierung und kulturellen Blüte des alten Mährens bei. Der Rückgriff auf die Bezeichnung Proglas kann also auch als Versuch des Senders verstanden werden gerade am Anfang an traditionelle christliche Wurzeln anzuschließen.

Gegenwärtig kann aber die Station nicht mehr nur ausschließlich in Mähren empfangen werden. Neben der bereits seit langem bestehenden Ausstrahlung über Satellit, Kabel, oder das Internet, wird auch die Zahl der UKW-Frequenzen in ganz Tschechien größer, auf denen Proglas sein Signal austrahlt. Das ermöglicht die Radio-Präsenz der Station vor allem in Großstädten, wie etwa in Prag, zu verstärken.

Darin sieht Radio Proglas, laut Filip Breindl, eine ganz besondere Herausforderung, da dort die Konkurrenz im Äther ganz besonders groß ist, wie Filip Breindl abschließend hinzufügt:

"Wir wollen ein Radio für die christliche Familie sein. Wir wissen, dass uns eher praktizierende Christen hören, von Zeit zur Zeit bekommen wir auch eine Reaktion vom Menschen, die nicht gläubig sind. In einigen Fällen bekamen wir auch Briefe von Menschen, die uns dafür gedankt haben, dass sie durch uns den Weg zum Glauben gefunden haben. Wir wollen auch ein Bindeglied zwischen den Generationen sein und hoffen natürlich, dass uns das auch irgendwie gelingt. Wir haben seit Ende November ein neues Sendeschema, wobei das Ziel dieser Änderungen eben der Versuch war stärker auf die einzelnen Alterskategorien einzugehen. Ob uns dabei gelingen wird auch Nichtgläubige anzusprechen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen."