VW-Investition bei Škoda – eine Trendwende und neue Arbeitsplätze

Foto: Archiv Škoda Auto

Es waren zwei Städte, die beim Besuch von Premier Bohuslav Sobotka in Deutschland auf dem Programm standen: natürlich Berlin als deutsche Hauptstadt, aber auch Wolfsburg als Sitz der Volkswagen AG, dem größten ausländischen Investor in Tschechien. Und von dort brachte Sobotka die gute Nachricht mit, dass VW sein Engagement bei Škoda verstärkt. Dies bedeutet weitere Investitionen, die Tschechien dringend braucht.

Bohuslav Sobotka und Martin Winterkorn  (Foto: ČT24)
Der tschechische Premier war nach Wolfsburg geflogen, um für den Standort Mitteleuropa zu werben. Aber schon vorher war es praktisch ein offenes Geheimnis gewesen, dass die tschechische VW-Tochter Škoda den Zuschlag erhalten würde für die Produktion einer weiteren Modellreihe des Konzerns. Das bestätigte VW-Chef Martin Winterkorn dann im Beisein von Bohuslav Sobotka. Der Regierungschef aus Prag zeigte sich erfreut:

„Wichtig für meine Regierung ist, dass sie mit weiteren Investitionen und einem weiteren Ausbau rechnen kann. Škoda auto ist das bedeutendste tschechische Exportunternehmen, es trägt erheblich bei zum Wirtschaftswachstum und zur Schaffung von Arbeitsplätzen.“

Foto: Archiv Škoda Auto
Die Automobilindustrie als Ganzes hatte im Jahr 2012 insgesamt 4,3 Prozent Anteil am tschechischen Bruttoinlandsprodukt, im EU-Durchschnitt liegt der Wert nur bei 1,3 Prozent. Und Škoda ist der größte Fahrzeughersteller hierzulande.

Gefertigt werden soll die neue Modellreihe im ostböhmischen Kvasiny, allerdings ist weiter offen, um welche Art Auto es sich handeln soll. Die Fachpresse in Tschechien und Deutschland spekuliert, dass es ein weiteres SUV-Modell sein soll mit dem vorläufigen Namen „Snowman“. Das wollte Skoda-Chef Winfried Vahland aber gegenüber dem Tschechischen Fernsehen so nicht bestätigen:

Winfried Vahland  (Foto: ČTK)
„Der Name ist eine Erfindung der Medien. Und über den Typ des Autos wollen wir heute nicht sprechen.“

Mitteilsamer war die Konzernführung hingegen bei den positiven Effekten des nicht spezifizierten neuen Modells. So sollen im Škoda-Werk Kvasiny mehrere Hundert neue Stellen geschaffen werden. Arbeitsvermittler rechnen insgesamt aber noch mit weiteren neuen Jobs bei den Zulieferern des Autoherstellers. Martin Horák leitet das Arbeitsamt im Kreis Hradec Králové / Königgrätz, zu dem Kvasiny gehört:

Foto: ČTK
„Falls bei Škoda selbst mehrere Hundert Arbeitsplätze entstehen, dann führt der Multiplikatoreneffekt zu 1000 oder mehr neuen Stellen. Derzeit sind im Bezirk Rychnovsko etwas über 3000 Menschen ohne Arbeit, und die geplanten neuen Beschäftigungsmöglichkeiten sind sogar für den gesamten Kreis von Bedeutung.“

In Tschechien sind in Folge der Krise allgemein die Arbeitslosenzahlen gestiegen. Über eine halbe Millionen Menschen sind derzeit auf Suche nach Beschäftigung. Deswegen will die neue Mitte-Links-Regierung aus Sozialdemokraten, Christdemokraten und der Partei Ano wieder mehr Investitionen ins Land holen. Auch die Arbeitgeber sehen nun einen Anfang gemacht. Radek Špicar ist Vizepräsident des Verbandes für Industrie:

Radek Špicar  (Foto: ČT24)
„Für wirklich wichtig halte ich, dass wir zwar nicht auf der Weltkarte, aber zumindest auf der Europakarte wieder ein Ziel für Investitionen großer Wirtschaftsunternehmen werden. In den vergangenen Jahren war das nicht sehr häufig der Fall, der Lack war etwas ab. Der Ausbau bei Škoda und auch die geplante Investition von Amazon könnten eine Trendwende sein.“

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Amazon mitgeteilt, dass man nahe Prag und bei Brno / Brünn jeweils ein Verteilerzentrum bauen möchte. Durch den Online-Versandhandel könnten insgesamt 3000 weitere Arbeitsmöglichkeiten entstehen.