Wachsende Auslandinvestitionen in Tschechien

Nach einigen eher mageren Jahren hat das Interesse ausländischer Investoren in Tschechien wieder markant zugenommen. Nicht zuletzt ist das das Verdienst der Regierung, die mit Investitionsanreizen Kapital zur Schaffung von Arbeitsplätzen ins Land bringen will. Mehr dazu von Rudi Hermann im folgenden Beitrag.

16.5 Milliarden US-Dollar flossen 1999 als ausländische Direktinvestitionen in den ostmitteleuropäischen Raum einschliesslich Russland. Von diesem Kuchen vermochte sich Tschechien mit 600 Millionen Dollar ein Stück abzuschneiden, das grösser war als die Anteile Ungarns oder Polens, wobei Polen mit seiner Grösse, seinem Entwicklungsstand und seinem Marktpotential lange Zeit die wichtigste Destination für ausländischen Kapitalzufluss war. Doch Tschechien hat nach mageren Jahren im Gefolge der Währungs- und Haushaltkrise von 1997 wieder zulegen können und scheint jetzt seine Trümpfe für Investoren wie die günstige verkehrstechnische Lage, die weitverzweigte inländische Verkehrsinfrastruktur oder eine gut ausgebildete und dabei relativ billige Arbeitskraft besser ausspielen zu können. Verantwortlich für das angestiegene Investoreninteresse ist auch die verhältnismässig stabile Währung, ein Problem bleibt jedoch der inländische Kreditmarkt. Müssen Unternehmer auf ausländische Banken ausweichen, so gehen sie damit ein gewisses Wechselkursrisiko ein, was sich wiederum auf die Rentabilitätsplanung auswirkt.

Einer der Minuspunkte, die in Tschechien, aber wohl auch anderen ostmitteleuropäischen Ländern immer noch zu verzeichnen sind, ist die Bürokratie. So beschweren sich Investoren über wenig hilfsbereite und desinteressierte Beamte, die sich hinter ihren Vorschriften versteckten, staatt dynamisch und pragmatisch an der wirtschaftlichen Entwicklung einer Region mitzuarbeiten. Dass die Auslandinvestitionen in Tschechien dennoch markant angestiegen ist, ist zweifellos auch ein Verdienst der Regierung, die inzwischen auf den Zug aufgesprungen ist, auf dem andere Länder der Region schon lange sitzen, während unter den früheren tschechischen Regierungen der konservativen Koalition unter Ministerpräsident Klaus Investitionsförderungsmittel verpönt waren. Mit Investitionsanreizen und Industriepärken wird jetzt um Interessenten geworben. Dass sich dies auszahlen kann, zeigen Grossinvestitionen des Volkswagen-Konzerns in ein Motorenwerk am Standort der Konzerntochter Skoda Mlada Boleslav sowie der Bau einer Fertigungsstätte für Fernseher des niederländischen Elektronikkonzerns Philips auf der Grünen Wiese bei der ostmährischen Stadt Hranice na Morave. Das grösste Investoreninteresse gilt zwar nach wie vor dem Grossraum Prag, doch ist allmählich zu beobachten, dass auch andere Regionen nachziehen.

Autor: Rudi Hermann
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