Wahl des besten tschechischen Bieres: „Eurobiere sind nicht der richtige Weg“
Bier, das hat in Tschechien den Rang eines nationalen Kulturgutes. Die Wahl des besten Bieres ist demzufolge eine äußerst prestigeträchtige Angelegenheit. Bereits seit 1990 vergibt der in Prag ansässige „Verein der Freunde des Bieres“ seine Auszeichnungen. Mit über 1000 Mitgliedern, unter ihnen auch viele Braumeister und weitere Fachleute, ist der Verein der größte seiner Art in Tschechien. Er gehört auch dem europäischen Zusammenschluss European Beer Consumers Union an. In dieser Woche hat der Verein die Auszeichnungen für das Jahr 2008 vergeben - ein Interview mit dem Vereinsvorsitzenden Tomáš Erlich.
Herr Erlich, der Verein der Freunde des Bieres vergibt jedes Jahr Preise für die besten Biere in Tschechien, den besten Braumeister oder die beste Brauerei. Insgesamt waren es dieses Jahr zehn Kategorien, in denen Sie ausgezeichnet haben. Welches sind die Sieger in den wichtigsten Kategorien und warum?
„Eine der wichtigsten Auszeichnungen ist die für das beste zehngradige Bier. Da siegte bereits zum zweiten Mal hintereinander die Brauerei Cerná Hora. Ihr Moravské sklepni nefiltrovane ist das einzige ungefilterte Bier, das frei im Handel ist. Bei den Zwölfgradigen, also dem Lagerbier, siegte der Svatecni lezak der Brauerei Bernard. Die Auszeichnung beste Brauerei und beste Minibrauerei haben wir im Übrigen rechtlich schützen lassen. Dort siegten die Brauerei Svijany und die Prager Minibrauerei im Kloster Strahov. Eine besondere Auszeichnung ist die für den besten Braumeister. Die haben wir dieses Jahr an Josef Tolar von der Budweiser Budvar-Brauerei vergeben, als Auszeichnung für seine Arbeit im gesamten Leben. Bei Tolar erkennen wir vor allem seine konservative Herangehensweise an. Trotz der Modernisierung von Budvar hat er sich nicht zu billigeren Brauverfahren verleiten lassen.“
Auf welche Weise gehen Sie denn vor bei der Wahl der Sieger, und warum ist die Wahl des Braumeister so besonders?
„Beim Vorgehen ist unser Wettbewerb einzigartig im Vergleich zu anderen ähnlichen Wettbewerben. Wir machen sowohl eine Umfrage, als auch eine Degustation. Die erste Runde besteht aus der Umfrage unter den Mitgliedern unseres Vereins. In der zweiten Runde wird der Sieger dann in einer anonymen Verköstigung der besten Biere herausgetestet. Der Braumeister wiederum wird von einer 15-köpfigen Jury bestimmt, die wir immer für fünf Jahre wählen. Die Jury berät ihre Entscheidung aber noch mit den Braumeistern in der ganzen Tschechischen Republik.“
Was macht ihrer Meinung nach ein gutes Bier aus?
„Ein gutes Bier? Das ist eine Frage, die zugleich leicht und schwer ist. Ich finde, jedes Bier sollte seine Eigenart haben. Die so genannten Eurobiere, die sich leider in ganz Europa sehr gut verkaufen, die sind sicher nicht die richtige Wahl, und die zeichnen wir auch nicht aus.“
Vielleicht können Sie kurz noch etwas zu Ihrem Verein der Freunde des Bieres sagen. Begonnen haben Sie ja sogar als politische Partei …
„Wir sind als Partei der Freunde des Bieres 1990 in Pilsen entstanden. Damals hatten wir zweieinhalbtausend Mitglieder. Die politischen Ambitionen haben wir schon lange abgelegt. Wir betreiben aber weiterhin Lobbyarbeit in bestimmten Fällen wie zum Beispiel der Steuergesetzgebung. Da wird Bier gegenüber Wein diskriminiert. Um noch einmal zu den politischen Ambitionen zurückzukehren: Wir versuchten damals erfolglos, in das Abgeordnetenhaus zu gelangen. 1997 haben wir uns dann zu einem Verein transformiert, und das sind wir bis heute.“