Wahlen 2006: Emotionsgeladenes TV-Duell

Foto: CTK

Die tschechische Politszene, die Medien und damit die breite Öffentlichkeit hierzulande haben zwei Wochen vor der Parlamentswahl dank laufender Kameras auf dem Treffen tschechischer Zahnärzte ein brisantes Thema frei ins Haus geliefert bekommen: DIE Ohrfeige.

Foto: CTK
Eine Ohrfeige, die zweifellos Konsequenzen haben wird. Zu merken war es gleich am Sonntag beim ersten lang erwarteten 50-minütigen TV-Duell zwischen den zwei größten politischen Rivalen - dem frisch gewählten Vorsitzenden der Sozialdemokraten (CSSD), Jiri Paroubek, und dem Chef der Bürgerdemokraten (ODS) Mirek Topolanek. Ihr verbaler Schlagabtausch stand im öffentlich-rechtlichen 50-minütigen Tschechischen Fernsehen (CT) von erster Sekunde an im Zeichen der Auseinandersetzung darüber, ob und inwieweit die inkriminierte Ohrfeige den Rahmen einer persönlichen Handlung des Ohrfeigenhauptakteurs und des Ohrfeigenempfängers überschritten und ein Zeugnis der einen Partei oder sogar allen beiden ausgestellt habe. Auch wenn der TV-Moderator die beiden Kontrahenten zu anderen Themen ablenken konnte, war das einleitende Thema der Ohrfeige bis zum Ende der Debatte tonangebend. Beide Bewerber um den Spitzenposten in der neuen Regierung scheuten nicht vor persönlichen Attacken, in denen sachliche Argumente verloren gingen. Zur Sprache kamen auch die Hauptthemen der laufenden Wahlkampagne, namentlich die Unterstützung von Familien mit Kindern und die Steuerreform. Es muss kaum gesagt werden, dass die Konzepte beider Parteien, der CSSD und der ODS, zur Lösung der bestehenden Probleme weit auseinander gehen. Mit dem Thema Korruption hat das TV-Duell wohl ihren Höhepunkt erreicht: ODS-Chef Topolanek warf seinem politischen Pendant und Regierungschef Paroubek vor, Kontakte zu Oberhäuptern der kriminellen Unterwelt zu unterhalten. Das Fazit: Paroubek erwäge, eine Klage gegen Topolanek einzureichen. Er würde von dem Vorsitzenden der stärksten oppositionellen Partei verlangen, vor "den Augen der ganzen Nation zu sagen", wen er mit den Mafiosi gemeint habe. Das Ergebnis der Fernsehdebatte Paroubek - Topolanek war nach Meinung einiger Pressekommentare Null zu Null oder der Sieg wurde Jiri Paroubek zugeschrieben. Doch eine Fortsetzung folgt. Beide treffen sich nämlich wieder in einer Woche, diesmal aber für ganze zwei Stunden.