Was ist dein größter Wunsch? Dokumentarfilm zeigt Hoffnungen der jüngsten Generation

„Der größte Wunsch“ (Foto: Aerofilms)

„Der größte Wunsch“ heißt ein abendfüllender Dokumentarfilm der jungen tschechischen Regisseurin Olga Špátová. Er ist nun in die tschechischen Kinos gekommen. Špátová knüpft mit dem Streifen an die gleichnamigen Projekte ihres Vaters an und zeigt die Wünsche, Ansichten und Hoffnungen der heutigen jungen Menschen in Tschechien.

Olga Špátová  (Foto: Martin Melichar,  Tschechischer Rundfunk)
„Was ist Ihr größter Wunsch?“ Diese einfache Frage hat der Filmemacher Jan Špáta 1964 und 1989 jungen Leuten gestellt. Zwei Dokumentarfilme sind daraus entstanden. Nun knüpft die dritte Folge daran an. Sie wurde von Špátas Tochter Olga gedreht und am Mittwoch uraufgeführt. Die 28-jährige Regisseurin vergleicht die Wünsche ihrer Generation und mit denen der vorangegangenen. Und das ist das Ergebnis:

„Die Wünsche werden sich nie ändern. Ein junger Mensch wird sich immer Liebe und Freiheit wünschen, er wird sich immer wünschen, seinen Platz in der Welt zu finden. Was sich verändert, das sind das Umfeld und die Möglichkeiten, die man hat. Das ist meiner Meinung nach bei meiner Generation sehr interessant. Es ist die erste Generation, die in einem freien Land aufgewachsen ist, nach 40 Jahren des Kommunismus. Das ist das Besondere.“

„Der größte Wunsch“
Die Wünsche seien geblieben, die Menschen hätten sich aber verändert gegenüber der Zeit vor 50 und 20 Jahren, sagt Špátová:

„Die Tschechen damals waren wesentlich weniger selbstbewusst, weniger offen. Die Menschen von heute sind frei, es ist eine gesunde Freiheit. Sie sind selbstbewusster, mutiger. Eben auf ihrem Mut lässt sich etwas bauen und schaffen.“

Fast 100 Menschen treten im Film auf: Stadt- und Dorfbewohner, gesunde Menschen und solche mit einer Behinderung, Menschen verschiedener Glaubensrichtungen und politischer Überzeugungen. Auch zwei berühmte Persönlichkeiten wurden befragt: ein junger Dirigent und eine populäre Sängerin. Die Kamera zeigt sie bei einer Geburtstagsparty, beim Abitur, bei der Arbeit, aber auch etwa im Gefängnis:

„Der größte Wunsch“  (Foto: Aerofilms)
„Die Protagonisten meines Films kommen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und Berufsgruppen. Ich wollte Menschen dabei haben, die wissen, was sie anstreben, die anderen helfen, die sozusagen Perlen in der Gesellschaft sind. Aber ich wollte auch solche haben, die ratlos und verwirrt sind. Die Verwirrung gehört zur heutigen Zeit, weil wir ungeheuer viele Möglichkeiten haben und in der Flut der sozialen Netze genauso wie im materiellen Überfluss leben. Ich wollte, dass beide Gruppen im Film vertreten sind.“

Die Arbeit am Film hatte Špátová am 20. Jahrestag der Samtenen Revolution aufgenommen, sie dauerte zweieinhalb Jahre lang. Herausgekommen ist laut der Regisseurin nicht nur ein soziologisches Bild der jungen Tschechen:

„Der größte Wunsch“  (Foto: Aerofilms)
„Ein Dokumentarfilm oder ein Film bringt immer die Meinung und Sicht des Regisseurs zum Ausdruck. Das Besondere in diesem Fall ist, dass ich mit 26 Jahren die Arbeit daran begonnen habe. Ich habe über Menschen zwischen 18 und 30 Jahren gedreht, das heißt über meine Altersgenossen. Ich denke daher, dass ich sie verstanden habe. Mein Vater hat seine Filme gedreht, als er schon ein reifer Mann war. Er hatte zwar dadurch einen gewissen Abstand, aber ich verstehe die Leiden und Freuden der jungen Leute, weil ich sie selbst erlebe.“

„Der größte Wunsch“
Olga Špátová ist nicht nur Regisseurin des Films, sondern hat auch das Drehbuch geschrieben und die Kamera geführt. Sie sagt:

„Mit dem Film hat sich mein größter professioneller Wunsch erfüllt, an das Werk meines Vaters anknüpfen zu können. Als ich 18 Jahre alt war, hat er mir selbst gesagt, dass ich die dritte Folge drehen sollte.“