Was Sie alles über Sex wissen wollten… In Tschechien startet große Umfrage zum Thema

Wie viele Tschechen haben ihren Partner online kennengelernt? Wie viele schauen Pornos? Und wie viele leiden unter sexuellen Dysfunktionen? Solche und weitere Fragen interessieren die Experten vom Nationalen Institut für seelische Gesundheit. Die Institution startet daher in den nächsten Tagen eine umfangreiche Erhebung.

Die tschechischen Sexuologen und Psychologen wollen es genau wissen. Deswegen sollen demnächst 6000 Menschen hierzulande zu ihrem sexuellen Verhalten befragt werden…

Petr Weiss | Foto: Šárka Ševčíková,  Tschechischer Rundfunk

„Wir wissen zum Beispiel nicht, wie unsere jungen Menschen mit dem Sex beginnen und ob sich das unterscheidet von der Generation der Eltern und Großeltern. Wie viele Sexualpartner haben sie? Wie viele von ihnen sind homosexuell oder transgender? Das heißt, die Umfrage soll das heutige Sexualverhalten der Tschechen und Tschechinnen erfassen“, erläutert Petr Weiss von der Prager Karlsuniversität.

Der klinische Psychologe und Sexuologe leitet die geplante Erhebung, die vom Nationalen Institut für seelische Gesundheit (Národní ústav pro duševní zdraví, NUDZ) durchgeführt wird und in diesen Tagen starten soll. Weiss stand auch vor zehn Jahren hinter der letzten umfangreichen Umfrage dieser Art. Deren Ergebnisse hält er mittlerweile für überholt:

„Die heutige Zeit ist beispielsweise geprägt von immer mehr jungen Menschen mit Genderproblematik. Wir wissen auch, dass die Zahl der Singles ansteigt – also der Menschen, die alleine leben und entweder keine partnerschaftliche Beziehung wünschen oder sich nicht darum bemühen. Damit hängt auch der Konsum von Pornographie zusammen. Dieser ist bei vielen Leuten problematisch, weil ihnen nicht die normalen Formen reichen, sondern sie immer extremere Ausformungen suchen. Und sie haben auch eine unrealistische Vorstellung vom Liebemachen.“

Markéta Šetinová | Foto: Tschechischer Rundfunk

Die neue Erhebung nennt sich Czechsex und soll bis März kommenden Jahres laufen. Genutzt werden dabei anonymisierte Formulare. Und die Fragen reichen dabei über sexuelle Aspekte hinaus. So wollen die Fachleute auch wissen, wie stark sich das Online-Dating ausgebreitet hat. Dass es in diesem Bereich einen deutlichen Anstieg gebe, wisse sie von ihrer beruflichen Erfahrung sowie durch vergleichbare Umfragen aus dem Ausland, sagt die Soziologin und Psychotherapeutin Markéta Šetinová. Sie hat das Projekt mitgestaltet:

„Im Rahmen der Umfrage Czechsex gehen wir in die Tiefe des Online-Datings. Zunächst prüfen wir, ob sich der Anstieg auch in den Antworten widerspiegelt. Zugleich erfahren wir, zu was diese Kontakte führen: eher zu Sex, zu Beziehungen oder zu Bekanntschaften.“

Zusätzlich zur Erhebung per Fragebogen sollen auch jeweils 1000 Frauen und Männer in einem persönlichen Gespräch antworten.

Kateřina Klapilová | Foto: Luboš Vedral,  Tschechischer Rundfunk

Kateřina Klapilová leitet das Zentrum für sexuelle Gesundheit und Intervention am Nationalen Institut für seelische Gesundheit und erläutert:

„Die Befrager und Befragerinnen werden von einem Expertenteam intensiv im Bereich Sexuologie geschult. Wenn jemand der persönlichen Befragung zustimmt, heißt das aber nicht, dass er einem fremden Menschen intime Dinge anvertrauen muss. Solche Sachen beantwortet man im Privaten und allein über ein Tablet.“

Gegenüber der Presseagentur ČTK betonte Klapilová am Dienstag, dass dies die erste sexuologische Umfrage in Tschechien nach internationaler Methodik sein werde. Die beiden vorangegangenen von 2013 und 1993 hätten dieser nicht entsprochen. Nun aber würden die Ergebnisse auch mit denen aus anderen Ländern verglichen werden können, sagte die Expertin.

Autoren: Till Janzer , Karolína Burdová | Quelle: ČTK
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