Wasser in Häusern, Stromausfall und das Trauma von ´97 – das Hochwasser hält an
Der Nordosten des Landes kämpft weiter gegen die Wassermassen. Viele Menschen mussten in Notunterkünfte gebracht werden, nachdem zahlreiche Flüsse und Bäche über die Ufer getreten sind. Am Dienstag bezeichnete der Mährisch-Schlesische Kreis zwei Städte als akut gefährdet. Wegen der angespannten Lage in den Überschwemmungsgebieten war zudem am Montag die Regierung zu einer Sondersitzung zusammengetreten und versprach Hilfe.
Am Montag haben die Fluten auch die Unterläufe der Flüsse erreicht. Betroffen sind weiterhin vor allem der Mährisch-Schlesische Kreis und der Kreis Zlín. Immer wieder mussten die Menschen aus einzelnen Häusern oder Straßenzügen, aber auch ganze Dörfer in Notunterkünfte gebracht werden. So steht das Wasser unter anderem in fast allen Häusern von Troubky – der Ort wurde zum Symbol des verheerenden Hochwassers von 1997. Neun Menschen ertranken damals in den Fluten und über 300 Häuser wurden zerstört. Radek Brázda, der Bürgermeister von Troubky:
„Die Leute sind verärgert über die Situation, und gerade die älteren Menschen sind auch sehr unglücklich, weil sie angenommen haben, dass sie so etwas nicht noch einmal in ihrem Leben durchmachen müssen.“Seit 13 Jahren wartet im Übrigen die Gemeinde nahe der Mündung der Bečva in die Morava / March auf die versprochenen Trockenpolder als Hochwasserschutz.
Das Hochwasser an der Bečva, an der Oder und an der Olše / Olsa gefährdet zudem die Energieversorgung. In der Nacht auf Montag war die Stadt Přerov / Prerau mit 40.000 Einwohnern ohne Elektrizität und Wärme. Dasselbe drohte Dienstagmittag auch Bohumín / Oderberg nördlich von Ostrava / Ostrau. Dort könnte das Wasser eine Umspann-Station erreichen und die Stromversorgung für 23.000 Einwohner lahm legen. Bürgermeister Petr Vícha:
„Das hieße, dass die Menschen, die derzeit das Wasser aus ihren Kellern noch herauspumpen können, keinen Strom mehr für die Pumpen hätten. Das Wasser würde dann in die Häuser eindringen.“Wegen der anhaltend kritischen Lage hat am Dienstag der Mährisch-Schlesische Kreis die Städte Bohumín und Karviná / Karwin für akut gefährdet erklärt. Am Tag zuvor hatte man sich bereits an die tschechische Regierung gewandt, die eine Sondersitzung abhielt. Vizepremier und Verteidigungsminister Barták:
„Der Mährisch-Schlesische Kreis hat uns um die Bereitstellung von rund 500 Soldaten gebeten. Sie sollen vor allem in der nächsten Phase eingesetzt werden.“
Die Soldaten sollen vor allem helfen, Ersatzbrücken für zerstörte Brücken zu bauen, so Barták weiter. Aber jederzeit sei es auch möglich, dass die Armee die Rettungsteams verstärke, versicherte der Verteidigungsminister. Am Dienstagmittag klangen die Voraussagen der Meteorologen indes noch nicht nach Aufräumarbeiten, sondern nach weiteren Rettungseinsätzen. Sie haben bis Mittwoch weitere Niederschläge für den Nordosten des Landes angekündigt.