Wasserstoff statt Diesel? Tschechische Bahnen planen alternative Antriebsmöglichkeiten
Bisher ist den Zügen vor allem auf Bergstrecken oder im Regionalverkehr Tschechiens eine Diesellok vorgespannt. Doch die Bahnen wollen gerne CO2-neutrale Alternativen. Ab wann könnten diese bereitstehen? Und können sie auch mit elektrischen Loks konkurrieren?
Selbst größere Bahnstrecken in Tschechien sind oft nicht elektrifiziert. Auf diesen Trassen ziehen bisher Dieselloks die Züge. Aber die Tschechischen Bahnen (České dráhy, ČD) suchen nach klimafreundlichem Ersatz. Eine solche Alternative könnten Batteriezüge sein. Sie bilden das Herz eines Pilotprojekts der Bahnen in der Gegend um die Stadt Ostrava / Ostrau. Michal Krapinec ist Chef der Tschechischen Bahnen und erläutert das Prinzip:
„Auch wenn sie Batteriezüge heißen, fahren sie nicht nur mit Batterie. Sie haben ebenso einen Stromabnehmer. Das heißt, es handelt sich um eine Kombination zweier Systeme, damit sie so effektiv wie möglich im Bahnnetz eingesetzt werden können.“
Diese kombinierten Batteriezüge könnten bereits zum Fahrplanwechsel im Winter kommenden Jahres erstmals auf die Strecke gehen.
Die andere Alternative sind Wasserstoffzüge. Dabei wandelt eine Brennstoffzelle gasförmigen Wasserstoff durch chemische Prozesse in Elektrizität um. Die Energie wird in Akkus gespeist und treibt einen Elektromotor an. Zwar konnten entsprechende Lokomotiven bereits bei Schaufahrten in Tschechien bewundert werden. Aber bisher fehlt es noch an der nötigen Infrastruktur zum Betanken, um die Züge im Linienverkehr einzusetzen. Ganz allgemein sagt daher Krapinec:
„Auf einigen Strecken sind Batteriezüge besser geeignet. Und auf anderen wiederum die Wasserstoffzüge, gerade wenn größere Entfernungen zurückgelegt werden sollen. In jedem Fall ist das in letzter Zeit ein großes Thema. Denn ansonsten steuern wir auf eine Mauer zu, wenn wir bis 2050 CO2-neutral sein wollen. Wir müssen also einen Ausweg finden.“
Laut einem Bericht des Fach-Nachrichtenportals www.zdopravy.cz erwägen die Tschechischen Bahnen den Erwerb von 100 bis 200 Zügen mit alternativem Antrieb in vier unterschiedlichen Typen. Dazu sollen alle Anbieter in Europa, aber auch der chinesische Konkurrent CRRC angefragt worden sein.
Doch sind diese Züge auch eine vollwertige Alternative für die elektrisch betriebenen? Jiří Svoboda ist Chef der Eisenbahnverwaltung Správa železnic, die für die Bahninfrastruktur verantwortlich zeichnet. Er betont, man müsse die besonderen Gegebenheiten in Tschechien in Betracht ziehen…
„In jeder Hinsicht ist die beste Wahl wohl die Elektrifizierung von Bahnstrecken. Allerdings sind nur ein Drittel der Strecken in der Tschechischen Republik elektrifiziert. Deswegen müssen eben alternative Antriebsmöglichkeiten gesucht werden. Ich muss also eingestehen, dass wir uns bei einigen Strecken – vor allem im Regionalverkehr oder in den Bergregionen – über den Einsatz entweder von Batterie- oder von Wasserstoffzügen unterhalten sollten“, so Svoboda.
Zugleich weist Svoboda darauf hin, dass einige westliche Staaten von alternativen Antriebsmöglichkeiten schon wieder abrücken würden. Dies kann auch Jan Sůra bestätigen. Er ist Chefredakteur des bereits erwähnten Fach-Nachrichtenportals www.zdopravy.cz:
„Die Welt steht jetzt am Scheideweg. Dabei wurde festgestellt, dass die alternativen Antriebe wohl keine rettende Lösung für die Zukunft darstellen. Aber ich denke schon, dass es hierzulande Bahnstrecken gibt, auf denen sich Batteriezüge auszahlen – einfach deswegen, weil das Verkehrsaufkommen dort nicht so groß ist, dass sich eine Elektrifizierung lohnen würde. Vor allem kommt es darauf an, genau durchzurechnen, welche Variante jeweils am besten ist.“
Wahrscheinlich kann aber erst der Betrieb unter realen Bedingungen zeigen, ob sich die alternativen Antriebe in Tschechien auch wirklich lohnen.