Wegen Corona: Drive-In-Wahllokale für Menschen in Quarantäne aufgebaut

Drive-In-Wahllokal

Am Freitag und Samstag finden in Tschechien die Kreis- und Senatswahlen statt. Wegen der Corona-Epidemie mussten aber bestimmte Sonderregelungen getroffen werden. Eine davon sind die sogenannten Drive-In-Wahllokale, die schon am Mittwoch geöffnet haben. Sie sollen denjenigen Menschen die Stimmabgabe ermöglichen, die derzeit in Quarantäne sind.

Gebäude des Magistrats der Kreisstadt Hradec Králové  (Foto: Cz-David,  Wikimedia Commons,  CC BY 3.0)

Seit Mittwochmorgen ab 7 Uhr sind sie an 78 Plätzen in Tschechien aufgebaut: die Drive-In-Wahllokale. Eines davon befindet sich direkt vor dem Gebäude des Magistrats der ostböhmischen Kreisstadt Hradec Králové / Königgrätz. Der erste Wähler erschien gleich um sieben Uhr früh. Wie seine Wahl organisatorisch abgelaufen ist, schilderte Regionalredakteur Ondřej Vaďura in den Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Hier im Hof des Magistrats der Stadt Hradec Králové stehen zwei Militärzelte, drinnen sitzen die Schriftführerinnen der entsprechenden Wahlkommission, davor sind zwei Soldaten in Schutzanzügen postiert. Doch gerade diese Soldaten wickeln die Wahl gemeinsam mit dem Wähler ab. Zunächst kontrollieren sie die Identität des Wählers mittels seines Personalausweises sowie die Bestätigung des Arztes oder Hygienikers darüber, dass die betreffende Person tatsächlich wegen des Coronavirus in Quarantäne oder in Isolation ist. Erst danach wird dem Wähler der Umschlag mit den Stimmzetteln ins Auto gereicht. Er hat dann genügend Zeit, um seine Wahl zu treffen.“

Foto: Kateřina Kohoutová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Vor dem eigentlichen Wahlvorgang muss sich der Wähler noch einer kurzen Überprüfung stellen, die typisch ist für die Corona-Zeit. Terézia Vitáková leitet die Verwaltungsabteilung des Magistrats von Hradec Králové:

„Der Wähler sitzt mit aufgezogener Maske im Auto. Doch zur Feststellung seiner Identität legt er die Maske für einige Sekunden ab.“

Laut einer Schätzung wollen rund 16.000 Menschen in Tschechien die Möglichkeit nutzen, auf gesonderte Weise an den Wahlen teilzunehmen. Neben den Drive-In-Wahllokalen wurden auch 156 mobile Wahlkommissionen für eine Stimmabgabe zu Hause zusammengestellt. Diese Kommissionen sollen vor allem soziale Einrichtungen besuchen, die wegen Corona-Fällen in Isolation sind.

Eva Krumpová | Foto: Jana Myslivečková,  Tschechischer Rundfunk

Die Drive-In-Wahllokale schließen bereits am Mittwochnachmittag um 15 Uhr. Doch was geschieht dann mit den dort abgegebenen Stimmen? Dazu die Vizechefin des Tschechischen Statistikamtes, Eva Krumpová, im Rundfunk:

„Die Urnen mit den Stimmzetteln werden versiegelt und zur Aufbewahrung in das zuständige Kreisamt gebracht. Die sogenannte Zählkommission wird sie erst am Samstag auszählen, wenn die Wahl abgeschlossen ist. Dabei werden die abgegebenen Stimmzettel aus den Drive-In-Wahllokalen zunächst mit den Stimmzetteln der mobilen Wahlkommissionen vermischt.“

Aufgrund der Sonderregelungen bei der ersten Wahl unter Corona-Bedingungen ist auch eine größere Zahl an Wahlhelfern nötig. Dazu sagte Krumpová:

Foto: Anna Kottová,  Lukáš Řezník,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

„Bei der Auszählung der Stimmenzettel werden uns 2600 Beschäftigte helfen, es sind sowohl interne als auch externe Mitarbeiter. Aber natürlich haben wir gerade für diese Wahl eine größere Anzahl von Leuten in Reserve als sonst. Es handelt sich dabei vorwiegend um erfahrene Mitarbeiter, die schon früher bei der Ausarbeitung von Wahlergebnissen mitgewirkt haben.“

Laut Eva Krumpová könnte die Stimmenauszählung diesmal länger dauern als gewöhnlich. Denn bis zum Samstag bestehe die Gefahr, dass auch noch Mitglieder der Wahlkommissionen wegen Corona ausfallen und in Quarantäne müssen. Im Allgemeinen aber werden die ersten zuverlässigen Wahlergebnisse für Samstagabend erwartet.