Wegen Frostwetter: Öffentlichkeit unterstützt Heilsarmee und ermöglicht so Obdachlosen Übernachtung

In den letzten Tagen herrschen in Tschechien frostige Temperaturen. Das kalte Wetter plagt auch die Obdachlosen und macht all jenen Sorgen, die sich um diese Menschen kümmern.

Die Zahl der Obdachlosen wird in Tschechien auf Dutzende Tausend geschätzt. Nicht alle von ihnen leben Experten zufolge auf der Straße. Eine der Hilfsorganisationen, die den Bedürftigen unter die Arme greift, ist die Heilsarmee. Jan František Krupa leitet die Sozialdienste der Heilsarmee.

Jan František Krupa | Foto: Kristýna Maková,  Radio Prague International

„Wir bieten ein Netz von üblichen Diensten an. Wir bemühen uns, dort nach den Obdachlosen zu suchen, wo sie draußen übernachten, und sie in unsere Tagesstätten zu führen. Dort können sie sich im Warmen aufhalten, etwas zum Essen und zum Trinken bekommen sowie warme Bekleidung erhalten. Zudem können sie einen Sozialarbeiter kontaktieren. Die Heilsarmee verfügt über Nachtlager, Asylheime, Sozialwohnungen und einen Heim für obdachlose Senioren.“

Die Organisation bereitet sich jedes Jahr aufs Neue auf die kältesten Tage vor. Während der frostigen Zeit bleiben die Tagesstätten in ganz Tschechien laut Krupa auch über Nacht geöffnet.

„Die Menschen können dort hinkommen und im warmen Raum bleiben, was oft ihr Leben rettet. Im Winter stellen wir mehr Mitarbeiter als sonst an, weil es notwendig ist, auch in der Nacht für den Betrieb in den Tagesstätten zu sorgen. In Prag erweitern wir die Dienste, die wir draußen anbieten. Es ist dafür erforderlich eine ausreichende Zahl von Mitarbeitern zu haben, die imstande sind, die anspruchsvolle Arbeit zu bewältigen.“

Laut Krupa unterscheidet sich die Obdachlosenarbeit auf dem Lande von der in den Städten. In den Dörfern leben verhältnismäßig wenige Obdachlose und die Mitarbeiter der Heilsarmee kennen sie Krupas Worten zufolge meistens ganz gut.

Foto: Heilsarmee

„In den Städten herrscht hingegen eine bestimmte Anonymität. Auch aus diesem Grund gibt es dort mehr Menschen ohne Obdach als auf dem Lande. Dabei sind viele von ihnen in die Stadt gekommen, um sich eben dort ihren Unterhalt zu finanzieren. Das Spezifische an der Arbeit in den Großstädten und vor allem in Prag ist, dass es sich um einen sehr anonymisierten Dienst handelt. Denn es gibt eine sehr große Zahl von Obdachlosen. Im Nachtlager hält sich fast jede Nacht eine andere Gruppe von Menschen auf.“

Vor einigen Jahren initiierte die Heilsarmee das Projekt „Nocleženka“. Im Rahmen der Aktion kann jeder einem Obdachlosen eine Nacht im Warmen ermöglichen. Auf der Webseite der Heilsarmee wird für 100 Kronen (etwa vier Euro) ein Gutschein angeboten. Wie hoch ist das Interesse der Öffentlichkeit, auf diese Weise den Menschen zu helfen? Jan František Krupa dazu:

Foto: Heilsarmee

„Gott sei Dank, werden die Nocleženka-Gutscheine viel gekauft. Dafür sind wir sehr dankbar. Mit dem Gutschein ermöglicht der Käufer jemandem die Nacht im Warmen zu verbringen, der sonst eine symbolische Gebühr für die Übernachtung bezahlen müsste. Im Winter verlangen wir jedoch die Gebühr, die etwa 30 bis 45 Kronen beträgt (1,25 bis 1,80 Euro), kaum von jemandem. Mit dem Gutschein im Wert von 100 Kronen werden die Übernachtungskosten gedeckt.“

Der Mitarbeiter der Heilsarmee ist davon überzeugt, dass die Kapazität der Nachtlager und weiterer Notunterkünfte in diesen Tagen reichen wird:

„In vielen Städten gibt es die Möglichkeit, die Kapazitäten ein wenig zu erweitern. Ich bin sehr froh, dass mehrere Städte und vor allem auch Prag die Idee akzeptierten, den Menschen ohne Obdach beispielweise ein Hostel zur Verfügung zu stellen. In der Vergangenheit gab es Experimente mit Zelten für Obdachlose. Aber diese Maßnahme halte ich im 21. Jahrhundert längst für eine überholte Art der Hilfe.“

https://www.noclezenka.cz/en

Autoren: Martina Schneibergová , Martina Mašková
schlüsselwort:
abspielen