Weihnachten für Obdachlose

Heilsarmee Prag (Foto: ČTK)
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Nicht immer nimmt man sie wahr, und doch gehören diese Menschen seit Jahren schon zum Bild jeder größeren Stadt. In die tschechische Hauptstadt sind sie aus dem ganzen Land gekommen. Gemeint sind die Obdachlosen, die ihr Dasein am Rande der Gesellschaft verbringen. In der Weihnachtszeit werden für die Bedürftigen verschiedene Programme veranstaltet.

Prager Wenzelsplatz...
Die Organisationen, die sich das ganze Jahr hindurch um Obdachlose kümmern, haben dieser Tage besonders viel zu tun. Was das Prager Zentrum für soziale Dienstleistungen der Heilsarmee für sie am Heiligabend vorbereitet hat, sagte sein Leiter Pavel Ackermann gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

„In der Weihnachtszeit haben wir die Tradition, dass wir ein Festessen geben. Um zehn Uhr vormittags kommen die ersten 120 Menschen, die bereits vor drei Wochen eine Einladung von uns erhalten haben. Außer dem Essen bekommen sie Päckchen mit Kleinigkeiten wie etwa hygienischen Mitteln, Zahnpasta, Zahnbürste, aber auch etwas Schmackhaftes, kurzum das, was wir von unseren Sponsoren bekommen haben. Das Treffen dauert nur etwa eine Stunde. Dann müssen wir aufräumen, um weitere 120 Menschen empfangen zu können, und das wiederholt sich noch zum dritten Mal.“

Alle, die es brauchen würden, kommen hier aber leider nicht auf ihre Kosten. Einer ersten Zählung der Obdachlosen im Jahr 2004 zufolge soll es in Prag 3500 von ihnen geben. In Wirklichkeit dürfte ihre Zahl höher sein, wird vermutet. In der tschechischen Hauptstadt gibt es etliche Organisationen, die durch ihre Sozialarbeit auch in der Weihnachtszeit das Los der Obdachlosen etwas zu mildern versuchen.

Heilsarmee Prag  (Foto: ČTK)
Verschiedene Einrichtungen dieser Art tun es auch in anderen Städten, wie zum Beispiel im ostböhmischen Pardubice / Pardubitz. Mit Tee und warmer Suppe kann man sich im dortigen Niedrigschwellenzentrum – so der offizielle Name der Einrichtung für sozialschwache Menschen – während des ganzen Winters erwärmen. Die Tageskapazität des Zentrums beträgt 25 Personen. Besonders im Winter seien die Räume rappelvoll, sagt der Sozialmitarbeiter Martin Vajiřeček:

„Man kann sehen, dass die Menschen durchfroren sind. Einige legen bloß den Kopf auf den Tisch, um eine Weile im warmen Raum schlafen zu können.“

Es sei jedem freigestellt, ob er die Nacht draußen verbringen oder das Nachtlager des Zentrums nutzen will, sagt Vajiřeček:

„Für das Nachtasyl muss man bei uns 30 Kronen bezahlen. Meiner Meinung nach ist es durchaus erschwinglich. Die Leute haben die Möglichkeit, durch den Verkauf der Obdachlosenzeitschrift ´Nový prostor´ etwas Geld zu verdienen und für die Übernachtung zahlen zu können.“

Trotz bescheidener Möglichkeiten des Zentrums bekommen auch hier die bedürftigen Klienten kleine Weihnachtsgeschenke:

„Sowohl für die Menschen, die bei uns regelmäßig übernachten, als auch für Neuankömmlinge, haben wir bereits Päckchen vorbereitet. Es sind zum Beispiel Socken, vielleicht Mützen, und natürlich auch etwas Leckeres zum Essen.“

Die Mitarbeiter des Zentrums suchen selbst nach Obdachlosen, um ihnen Hilfe anzubieten. Martin Vajiřeček gefällt es, wenn er jemandem helfen kann.

„Für uns ist es schon ein Erfolg, wenn wir jemanden draußen, etwas unterhalb einer Brücke kontaktieren und er kommt zu uns, um wenigstens die Suppe zu essen. Man muss sich über kleine Erfolge und kleine Schritte freuen.“