Weihnachten in Tschechien? 150 christliche Iraker sollen aufgenommen werden

Foto: Štěpán Macháček, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Christen aus dem Irak könnten schon bald Asyl in Tschechien erhalten. Noch ist der Regierungsbeschluss nicht gefallen, aber Premier Sobotka hat die Aufnahme der Flüchtlinge bereits angekündigt.

Flüchtlingslager im Nordirak  (Foto: Štěpán Macháček,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Insgesamt sind es 152 Menschen, die Asyl erhalten sollen. Dazu gehören auch alleinstehende Frauen mit Kindern. Das Schicksal einer dieser Frauen schilderte vergangene Woche ein Mitarbeiter der christlichen Hilfsorganisation „Generace 21“ für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Salman Hassan ist selbst aus dem Irak geflohen und hat sich daran beteiligt, Christen in seiner Heimat für die Übersiedlung auszusuchen:

„Dazu gehört auch eine verwitwete Frau. Sie hat zwei Töchter und einen Sohn. Ihr Mann, ein Polizist, wurde durch eine Autobombe getötet. Den Wagen hatten Islamisten vor dem Krankenhaus abgestellt, das er bewachte. Die Frau hat niemanden, der ihr helfen kann. Als Christin hat sie jedoch ohne Mann im Irak keine Chance zu überleben.“

Bohuslav Sobotka empfing einen Vertreter der orthodoxen Kirche aus Syrien  (Foto: ČTK)
Vergangene Woche empfing Premier Bohuslav Sobotka einen Vertreter der orthodoxen Kirche aus Syrien, der sich im Namen von „Generace 21“ für die insgesamt 37 Familien einsetzt. Sobotka versprach darauf, dass sich Tschechien um diese christlichen Iraker kümmern werde. In den nächsten Tagen will der Regierungschef noch mit UNO-Mitarbeitern reden. Dabei geht es darum, den Flüchtlingsstatus der Hilfesuchenden zu klären. Das könnte allerdings zu einem Problem werden. Denn es handelt sich um Menschen, die zwar aus ihren Heimatorten vertrieben wurden, aber nicht außer Landes geflohen sind. Sie leben in Lagern rund um die kurdische Stadt Erbil im Nordirak. Ob sie in die EU-Quote zur Flüchtlingsaufnahme eingerechnet werden, ist daher unklar. Tschechien hat sich schließlich bereit erklärt, gut 500 Menschen aus Flüchtlingslagern im Nahen Osten ins Land zu holen.

Jan Dezort  (Foto: Archiv „Generace 21“)
Allerdings hat „Generace 21“ im Rahmen eines Stiftungsfonds bereits Geld gesammelt für die Aufnahme der Leute. Der tschechische Staat müsste also nur einen Teil beisteuern. Außerdem könnte die Integration dadurch erleichtert sein, dass viele dieser Flüchtlinge einen hohen Bildungsstand haben. Die Hälfte von ihnen kann den Abschluss einer Fachhochschule oder Universität nachweisen. Jan Dezort von „Generace 21“:

„Unter ihnen befindet sich beispielsweise ein Bauingenieur, der derzeit Fließen verlegt. Den Menschen ist klar, dass die Anerkennung ihrer Diplome und Titel sicher nicht schnell vonstattengeht. Sie sind bereit, zu Anfang auch als Hilfsarbeiter tätig zu sein, um in Tschechien Fuß zu fassen.“

Milan Chovanec  (Foto: Archiv des Abgeordnetenhauses des Parlaments der Tschechischen Republik)
Premier Sobotka hat das Aufnahmegesuch der 150 Iraker an das Innenministerium weitergereicht. Dort wird die erste Entscheidung fallen. Falls das Ressort das Gesuch billigt, müsste Minister Milan Chovanec in nächster Zeit die Regierung entscheiden lassen. Bei „Generace 21“ hofft man, dass die irakischen Christen bereits kommende Weihnachten in Tschechien feiern könnten.