Weihnachtsgeschäft 2009: Umsatzverlust bei Tschechiens Händlern geringer als erwartet

Weihnachten in Tschechien. Dazu gehören Jahr für Jahr die gleichen Traditionen: das beliebte Plätzchenbacken, der Weihnachtskarpfen und ein festlich geschmückter Christbaum. Aber auch für die Händler und Kleinwarenverkäufer ist das christliche Fest der Renner des Jahres – dank des Weihnachtsgeschäfts wollen sie zu Jahresende noch einmal so richtig Kasse machen.

Um ihre Kunden zielsicher auf den Geschenkeinkauf einzuschwören, warteten die tschechischen Geschäftsleute im vergangenen Herbst mit etlichen Sonderangeboten auf. Ihre Rabattaktionen begründeten sie mit der Befürchtung, dass wegen der Krise auch das Weihnachtsgeschäft unter ihren Erwartungen bleiben könnte. Eine Sorge, die der Analytiker der Finanzagentur Next Finance, Vladimír Pikora, nicht ganz teilte:

„Es wird einen Rückgang geben, aber dieser Rückgang wird nicht so rasant sein wie befürchtet. Ich denke auch, dass der Ertragsverlust nicht so hoch ausfallen wird, wie er in den Umfragen prognostiziert wird.“

Einigen Umfragen zufolge würden die Tschechen zu Weihnachten 2009 bis zu 15 Prozent weniger ausgeben wollen als im Jahr davor. Ein hoher Rückgang, doch war es in der Tat so schlimm? Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und kurz vor dem Fest ein neues schickes Prager Kaufhaus, das Palladium, besucht. Der erste Eindruck war jedoch ernüchternd: kaum weihnachtliche Atmosphäre, kein große Gedrängel oder Geschubse um die vermeintlich attraktivsten Waren, ja sogar gähnende Leere in einem Spielwarengeschäft. Der Verkäufer des Geschäfts war auch nicht gut gelaunt:

Božena Němcová
„Wir nehmen um 10 bis 20 Prozent weniger ein als im Vorjahr.“

Ihm fehlten vor allem die Ausländer, die sonst seine teuren Modellautos, zumeist Markenprodukte, kaufen. Völlig anders sah es in der Schuhabteilung eines Young-Fashion-Geschäfts aus:

„Wir verkaufen sehr, sehr gut. Wir haben viele Kunden, es herrscht großer Andrang, einfach super.“

Foto: Archiv Radio Prag
Und wie sahen es die Kunden selbst? Unisono behaupteten sie, in etwa genauso viel Geld für Geschenke ausgeben zu wollen wie im Jahr zuvor. Die letzte Kundin nennt auch den plausiblen Grund: „Für Geschenke findet man immer genügend Geld!“

Kein Wunder, dass der Analytiker der Finanzgesellschaft Patria Finance, Jan Marek, die Einnahmenverluste der Händler als nicht sehr hoch einstufte:

„Unseren Schätzungen zufolge war das diesjährige Weihnachtsgeschäft nicht so erfolgreich wie das im Vorjahr. Wir rechnen damit, dass die Erträge der Kleinhändler im Dezember um 2,5 Prozent unter denen des Vorjahres liegen werden.“

Dem Spielwarenverkäufer ist diese Prognose jedoch schon recht egal. Er will sich nun erst einmal vom ganzen Stress der zurückliegenden Wochen erholen:

„Die Musik hier im Kaufhaus sorgt nicht gerade für weihnachtliche Atmosphäre. Tag für Tag hören wir hier die gleichen sechs Weihnachtslieder. Man kommt dann erschöpft nach Hause und ist froh, wenn man nichts mehr von Weihnachten hört und sieht.“

Das nächste Weihnachten aber kommt bestimmt, in weniger als 360 Tagen…